Einreise- und Zollbestimmungen
Für die Einreise benötigt man einen Reisepass, der noch sechs Monate gültig sein muss. Als zusätzliches Dokument gilt die Touristenkarte (tarjeta de turismo), die man im Flugzeug erhält und ausfüllt. Sie gewährt einen Aufenthalt bis zu drei Monaten. Ihre Kopie verbleibt im Pass und ist bei der Ausreise abzugeben. Zur Verlängerung der Touristenkarte wendet man sich an das Departamento de Extranjería, San Antonio 580, Santiago-Zentrum, Tel. 2-486 3200, 600 486 3000 (Call Center), www.extranjeria.gob.cl, Mo–Fr 8.30–15.30 Uhr oder an die Büros der Gobernación Provincial in den einzelnen Provinzhauptstädten. Ist die Touristenkarte verloren gegangen, meldet man dies bei der Policía Internacional, Departamento Fron-teras, Eleuterio Ramírez 852, Tel. 27 08 10 43,Mo–Fr 8.30–12.30, 15–18 Uhr, oder bei jeder Polizeidienststelle. Kopien der Dokumente erleichtern den Behörden die Arbeit.
Devisen dürfen unbeschränkt nach Chile eingeführt werden, darüber hinaus 400 Zigaretten und 2 l alkoholische Getränke sowie Gegenstände des persönlichen Bedarfs wie Sportgeräte, Laptops und Arzneimittel. Nicht mitgenommen werden dürfen Pflanzen, Tiere, Obst, Gemüse, Pilze und Fleisch, aber auch Samen und Erde. Ebenso ist die Einfuhr von Waffen und Drogen untersagt. Informationenim Internet: www.aduana.cl.
Anreise
Die Anreise ist lang in den letzten Winkel der Welt. Flugangebote vieler großer internationaler Linien konkurrieren auf dem mitteleuropäischen Markt, und man sollte aus Gründen der Bequemlichkeit neben der Preisgestaltung auch die Anzahl der Flugunterbrechungen und die Dauer der Zwischenaufenthalte als Auswahlkriterien berücksichtigen. Einen Direktflug gibt es nicht, am kürzesten von deutschen Flughäfen aus ist die Verbindung Frankfurt – Buenos Aires – Santiago, die insgesamt ca. 16 Std. dauert und von Lufthansa angeboten wird. Lan Airlines fliegt über Madrid täglich ab Frankfurt nach Santiago, die Flugzeit mit Aufenthalt auf dem Stopover-Flughafen beträgt etwa 18 Std. Air France, Iberia, Alitalia oder KLM fliegen zunächst zur Hauptstadt ihres Landes und von dort, mit einem zweiten Stopp oder auch direkt, weiter nach Santiago. Auch nordamerikanische Fluggesellschaften steuern Santiago an. Da ist man natürlich länger unterwegs, hat aber auch eine höhere Gepäckfreigrenze, wichtig z.B. für jemanden, der sein eigenes (sperriges) Sportgerät mitnehmen will. Auch von Portugal geht es mit TAP über Brasilien nach Chile.
Charterflüge nach Chile werden nicht angeboten. Verbilligte Linientarife sind leicht erhältlich. Sie knüpfen sich an Bedingungen wie die Buchung fester Termine innerhalb eines gewissen Zeitraums mit der Möglichkeit der Umbuchung nur gegen Aufpreis. Die Gültigkeit des Tickets ist zeitlich limitiert. Der innerchilenische Flughafen befindet sich auf dem Flughafen Santiago im selben Gebäude. Wer also gleich weiterreist, muss keine großen Umwege machen. Ausnahme: Für die Destination Juan-Fernández-Inseln liegt der Flughafen bei Cerrillos.
Bungalows (cabañas)
Familienurlaub in cabañas ist besonders bei Chilenen sehr beliebt. Ausstattung und Architektur der Ferienbungalows variieren stark, besonders im Süden bestechen sie jedoch durch Gemütlichkeit. Für einen längeren Aufenthalt stellen sie für Leute, die in einer kleinen Gruppe reisen und mehrere Tage an einem Ort verbringen wollen, eine Alternative zum Hotel dar.
Familienpensionen (hospedajes, residenciales)
Mitunter, wie z. B. auf der Osterinsel, haben die familiär geführten Frühstückspensionen, die auf Wunsch auch Vollpension anbieten, gegenüber den großen und wesentlich teureren Hotels den Vorteil, nicht weniger zu offerieren als sie vorgeben. In den meist blitzsauberen hospedajes und residenciales, besonders im Süden, z.B. in Puerto Varas auf der Isla de Chiloé und in Puerto Natales, lässt es sich recht preisgünstig und gleichzeitig behaglich wohnen. Oft verstauen die Hotels, hosterías und residenciales oder hospedajes das Gepäck, wenn man zu einer kleineren Tour aufbrechen möchte und nicht alles mitnehmen kann, sondern beispielsweise nur mit dem Tagesrucksack unterwegs ist. Die kleineren Häuser haben auch oft den Vorteil, dass der Kontakt persönlicher ausfällt.
Für junge Rucksackreisende ohne dicken Geldbeutel stehen im gesamten Land viele nette unkonventionelle Häuser oder Etagenpensionen offen. Manche haben sich zusammengeschlossen und empfehlen sich gegenseitig, z.B. Zapato Amarillo in Puerto Octaymit der Casa Aventura in Valparaíso. Eine gute Adresse ist auch Suizandina bei Malalcahuello. Für den gehobenen Standard praktizieren das auch das Landhaus San Sebastian bei Pucón mit der Hacienda Los Andes im Valle Hurtado, Hostal El Punto in La Serenamit Tesoro del Elqui in Pisco Elqui. Wer ohne Reiseveranstalter reist, was in Chile ja leicht zu bewerkstelligen ist, kann sich meist darauf verlassen: wenn es ihm an dem einen Ort gefallen hat, gefällt es ihm an dem empfohlenen höchstwahrscheinlich auch.
Camping
Von Campingplätzen darf man keinen mitteleuropäischen Standard erwarten, obwohl einige ihn durchaus aufweisen. Meist sehr malerisch liegen die kleinen Plätze in den Nationalparks, die im Sommer höchst begehrt sind. Am besten, man informiert sich auf der Website der Conaf über deren Verfügbarkeit. Oft haben nicht mehr als zwei Zelte Platz, immer sind sie mit Dusche und WC ausgestattet und mit einem Platz zum Feuermachen.
Im Internet
www.chile-hotels.com – auf Englisch.
www.hostelworld.com – Übersicht über Hostels (auf Englisch).
www.chile.travel – Touristikportal mit Hotel-Suchmaschine (auf Deutsch).
www.backpackerschile.com und www. hostels.com sind Websites für Hostels mit Such- und Buchfunktion, ebenso die chilenische Website www.hostelling.cl.
Die gute Nachricht und leider nicht selbstverständlich in Südamerika: In Chile kann man abends gut ausgehen. Weder ist zu befürchten, dass man vom Taxifahrer gezielt übers Ohr gehauen wird, noch dass man nur ganz ausgewählte Adressen ansteuern darf, weil ausschließlich sie als sicher gelten.
Allerdings wird es immer Hinweise geben, dass bestimmte Gegenden, die eben noch als ultimativ galten, plötzlich rauer geworden sind, z.B. die Calle Ecuador in Valparaíso, unlängst noch angesagtes Ausgehviertel. Wer sich in seinem Hotel erkundigt,wird sicherlich vom Personal mit einer Reihevon Tipps beliefert.
Santiago und Valparaíso
Metropolenflair verströmt Santiago mit einer großen Anzahl an Programm- und Erstaufführungskinos, Theaterbühnen und Konzert- sowie Ausstellungshallen. In den Tageszeitungen findet sich das jeweilige Angebot aufgelistet. Dazu addieren sich Bars, Discos, Clubs, Salsa-Bühnen. Richtig viel los, gerade im kulturellen Bereich, ist in Valparaíso.
Ferienorte
In den sommerlichen Ferienmonaten muss man nicht auf seine Freiluftdisco verzichten, die DJs ziehen einfach herum und machen z.B. Ortschaften wie La Serena plötzlich zum Treffpunkt, die den Rest des Jahres über nicht unbedingt als Nightlife-Knüller bezeichnet werden können. Lebhaft fällt das abendliche Ausgehen meist in den touristischen Zentren aus. Puerto Varas, Pucón, San Pedro de Atacama, Puerto Natales, Iquique und Punta Arenas sind mit Clubs, Kneipen und Cafébars gut ausgestattet. In den Strandbädern Reñaca, Bahía Inglesa oder Concon findet das Abendleben allerdings oft abseits der ausländischen Gäste statt: Hier werden eher Privatpartys gefeiert.
Shopping Malls, Centros Comerciales, Galerías
Die Chilenen lieben es, einzukaufen und an Schaufenstern entlangzubummeln. In Shopping Malls (galerías) den Samstagnachmittag zu verbringen, ist ein verbreitetes Freizeitvergnügen. Mittlerweile zählen die hochklassig gestylten Einkaufstempel zu den teuersten in ganz Südamerika. Dort, wo es keine galerías gibt, flaniert man in den Einkaufsstraßen und –passagen der Innenstädte. In vielen größeren Städten sind übersichtliche Shopping Malls und Centros Comerciales mit Cafés, Restaurants, Apotheken und Kinos entstanden. Ihnen einen Besuch abzustatten, kann sich lohnen.
Lokale Märkte und Supermärkte
Die Atmosphäre auf den lokalen Märkten ist authentisch und unverwechselbar. Auch gelten die (Fisch-) Markthallen oft als zusätzliche Attraktionen einer Stadt, in denen man nicht nur Frisches einkaufen (wie z. B. in Valdivia und Castro), sondern auch gut essen kann, z.B. in Santiago, Temuco, Antofagasta, Puerto Montt, Coquimbo, Dalcahue und Arica.
Die lokalen Märkte haben bislang ihre Bedeutung nicht eingebüßt. Besonders in den ländlichen Regionen stellen sie als einzige die Versorgung mit frischen Waren sicher. Doch in den vergangenen Jahren sind Lebensmittelsupermärkte aus dem Boden geschossen. Für die Chilenen und auch für sich selbstversorgende Touristen, die z. B. ihren Urlaub im gemieteten Ferienhaus verbringen, hat sich die Versorgungslage dadurch wesentlich verbessert. Nicht immer werden selbst chilenische Waren überall im Lande vertrieben – das Olivenöl aus Arica oder die Papayakonfitüre aus La Serena ist nicht unbedingt in Ancud auf der Isla de Chiloé zu haben.
Ob die supermercados den typischen regionalen Lebensmittelmärkten den Rang ablaufen werden, muss sich noch zeigen.
Souvenirs
Auch wenn das Land keine Hochburg für Souvenirjäger ist wie Peru oder Bolivien, so kommt man bei einem Streifzug durch lokale Kunstgewerbemärkte durchaus auf seine Kosten. Pullover aus dicker, kaum gedrehter Dochtwolle, holzgeschnitzte Küchenbestecke, Schmuck aus Lapislazuli, Kuhfell-Täschchen – in den unterschiedlichen Regionen des Landes gibt es Unterschiedliches zu erstehen. Als besonders lohnend haben sich die (Straßen-)Märkte in San Pedro de Atacama, La Serena, Santiago, Chillán, Pucón, Temuco, Puerto Montt (Angel mó), Ancud, Castro und in Coyhaique erwiesen. In den Touristenhochburgen fächert sich das Angebot zusätzlich auf, Gesamtandines aus Taiwan oder China mischt sich dann auf den Verkaufstischen mit Lokaltypischem.
Zollfreier Einkauf
In Iquique und Punta Arenas werden auf riesigen Arealen zollfreie Waren verkauft. Ob sich der Einkauf dort lohnt, sollte man durch Preisvergleiche überprüfen.
Öffnungszeiten
Geschäfte: Sie haben in der Regel Mo–Sa von 9 bzw. 10 bis 20 Uhr geöffnet, kleinere Läden machen häufig für eine Mittagspause 13.30–15 Uhr dicht.
Behörden und Banken: Sie arbeiten grundsätzlich Mo–Fr zwischen 9 und 14 Uhr, zuweilen auch nachmittags.
Shoppingcenter haben oft Mo–Sa bis 22 Uhr geöffnet, zum Teil auch sonntags.
Post: Mo–Fr 9–18 Uhr (in kleineren Ortschaf-ten 13–15 Uhr Mittagspause). Sa 9–13 Uhr(Osterinsel: bis 12 Uhr)
Tankstelle: 7–23 Uhr
Wegen seiner extremen Längsausdehnung auf der südlichen Erdhalbkugel weist Chile große klimatische Unterschiede auf – von der trockensten Wüste der Welt mit hohen Hitzewerten während des Tages und einem rapiden Temperaturabfall um etwa 25–30 °C in der Nacht bis zum Süden mit feucht-kühlen Sommern, starken Regenfällen und böigem Wind ist einfach alles möglich.
Da die bedeutendsten touristischen Sehenswürdigkeiten sich über die gesamte Landesfläche verteilen, eignen sich die chilenischen Sommermonate von Ende November bis Mitte März für einen Besuch des gesamten Landes.
Unterschiedliches Klima in den Regionen
Wer nur einzelne Regionen Chiles sehen will, braucht sich daran nicht zu halten. Die Osterinsel und der gesamte Norden mit der Region Atacama und den Hochplateaus und Küsten bis nach Peru lassen sich ganzjährig bereisen, die Monate Oktober bis April eignen sich für die Zentralregion, den Kleinen Süden und Patagonien, und wer Ski fahren möchte, wählt den chilenischen Winter von Juni bis September. Für winterliche Besuche in Patagonien und auf Feuerland, die sehr interessant sein können, ist es ratsam, sich nach den Öffnungszeiten der Hotels zu erkundigen – manche sind dann geschlossen.
Gesundheitsvorsorge
Die Hygiene-Institute und Gesundheitsämter sprechen keine besonderen Impfempfehlungen aus, aber generell gilt, dass Typhus-, Diphterie-, Hepatitis A- und Tetanusschutz vor der Reise aufgefrischt werden sollten. Wer nach Bolivien und Peru weiterzureisen plant, sollte gegen Cholera geimpft sein. Cholera kann vereinzelt auch im Norden von Chile vorkommen, lässt sich durch einfache Vorsichtsmaßnahmen aber umgehen: Tabu sind Leitungswasser, rohe Meeresfrüchte und ungeschältes Obst.
Wer auf den Altiplano reist, kann Opfer der Höhenkrankheit werden. Die Chilenen schwören auf das Kauen von Kokablättern als wirksamste Rezeptur. Viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, fettarm zu essen, weder Alkohol noch Kaffee zu konsumieren, sich langsam zu akklimatisieren und nicht zu überanstrengen hilft, die soroche oder puna erst gar nicht ausbrechen zu lassen.
Auf der Osterinsel kommt Dengue-Fieber vor, eine sehr schmerzhafte und langwierige Erkrankung. Sie wird durch tagaktive Mücken übertragen. Reisende sollten auf guten Mückenschutz achten und am besten langärmelige Kleidung und lange Hosen tragen. Unbedingt einzukalkulieren sind die extreme Sonneneinstrahlung und die dünne Ozonschicht. Auch an nebligen und bedeckten Tagen sollte man sich wirkungsvoll vor der Sonne schützen.
Ärzte und Apotheken
Die ärztliche Versorgung und die Ausstattung der Apotheken entsprechen in den Großstädten deutschem Standard. Falls ein Arztbesuch nötig ist, können die Botschaften Namen deutschsprachiger Ärzte vermitteln und Krankenhäuser nennen, wo Deutsch gesprochen wird. In Santiago gibt es eine Clínica Alemana, empfehlenswert sind auch die Einrichtungen der Universidad Católica. In Temuco, Valdivia und Puerto Montt gibt es deutsche Kliniken. Die Rechnungen sind aufzuheben und im Original bei der Gesellschaft einzureichen, mit der man eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen hat, die unbedingt zu empfehlen ist.
Apotheken (farmacias) sind im gesamten Land überreich vertreten. Viele Medikamente werden in Chile rezeptfrei verkauft.
Sicherheit
Chile gilt als eines der sichersten Reiseländer Südamerikas. Es wird davor gewarnt, Geld auf der Straße zu tauschen und auf belebten Plätzen und Märkten das Portemonnaie offen zur Schau zu stellen. Auch die Metro in Santiago gilt als Revier von Taschendieben. Taxifahrer verweisen auf ihre Taxameter und demonstrieren, dass sie niemanden übervorteilen. Gepäckstücke und Kameras sollte man nie im Kofferraum eines Wagens liegen lassen und auch das Autoradio entfernen, wenn möglich.
Ihre Ritterlichkeit verbietet den Chilenen grobe Anmache. Aufmerksamkeit, getuschelte Komplimente und interessierte Blicke lenken allein reisende Frauen hingegen leicht auf sich. In Restaurants und Hotels werden sie meist zuvorkommend behandelt. Allerdings: Obwohl Trampen üblich ist – besonders auf der Isla de Chiloé – sollten es Frauen besser nicht alleine tun.
Notruf
Einheitlich für das ganze Land gelten:
Ambulanz (Ambulancia) 131
Polizei (Carabineros) 133
Feuerwehr (Bomberos) 132
Seerettungsdienst (Rescate Marítimo) 137
Weitere Notrufnummern sind der Tagespresse zu entnehmen.
Fisch und Meeresfrüchte
Der Umgang mit frischen Produkten ist im Agrarland Chile selbst in einfachen Restaurants so verwurzelt, dass mitunter die Gäste beim Mittagstisch gebeten werden zu warten, bis der Fischer wieder zurückgekehrt ist und man seinen Fang zubereiten kann. Das ist dann keine komplizierte Aufgabe: Schnell in die Pfanne mit dem Fisch oder roh zerkleinertals ceviche – da braucht es nicht mehr als ein bisschen Pfeffer und eine Spur Limonensaft.
Die Vielfalt der Muscheln ist groß – allein von der Miesmuschel existieren drei Varianten unterschiedlicher Größe: choro, cholga und choro zapato (so groß wie ein Schuh). Dazu kommen ein Potpourri aus Kamm-, Pfahl- und Venusmuscheln, die Krabben und Krebse und die Meeresschnecke, der festfleischige weiße loco. Stars auf jeder Meeresfrüchteplatte sind der knallorange, stark nach Jod schmeckende piure und der picoroco, der aussieht wie ein überdimensionaler Vogelschnabel. Man packt ihn an seiner Spitze und streift das weiche, helle Fleisch mit der Gabel von seinem Chitingerüst.
Picoroco und cholgas gehören in die Flitterwöchnersuppe (Sopa Luna y Miel), das Fleisch des Seeigels (erizo) schlucken die Chilenen am liebsten roh. Dass man Austern (ostras) dämpfen oder gar braten könnte, käme ihnen nie in den Sinn, aber die Jakobsmuschel (ostión) und die macha dürfen überbacken, mit Knoblauch und Käse gewürzt oder in Brühe mit pilpil, einem scharfen Gewürz, gegart werden. Ein Teller voll gegarter Meeresfrüchte heißt paila marina, die rohe Variante mariscal. Richtig teuer kommt der Genuss der Seespinne centolla zu stehen, die in den eisigen südlichen Gewässern lebt. Die Fischer der Juan-Fernández-Inseln haben sich auf Langustenfang spezialisiert. Schmackhaft und sättigend fallen die chupes aus, Eintöpfe aus Meeresfrüchten und Fisch mit Sahne, Gemüse, Kartoffeln und Eigelb.
Fleischgerichte
Rindfleisch (vacuno), Geflügel und Schweinwandern in der Regel einfach in die Pfanne, einzig die maiala, eine gefüllte, große Rinderroulade, die zum Verzehr in Scheiben aufgeschnitten wird, bildet eine Ausnahme. Köstlich kann ein asado de cordero sein, weil die Lämmer aus dem Süden frisches Kraut fressen und a fuego lento gebraten werden – ganz, ganz langsam.
Eintöpfe und Pasteten
Meist sehr lecker fällt die cazuela aus, ein mit Kräutern gewürzter Eintopf aus Huhn oder Rindfleisch mit den indianischen Ingredienzien Kichererbsen, Mais, Kürbis, Karotten, cilantro und Kartoffeln. Die chilenischen empanadas werden einfach mit Käse oder fantasievoll mit verschiedenen Ragouts gefüllt und im Ofen gebacken. Typisch ist der pino, eine orientalisch gewürzte Mischung aus Hackfleisch, Rosinen, Oliven und Eiern. Der pastel de choclo aus Schichten von Mais und Fleisch ist eine Art Nationalgericht. Ihn bereitet man zu, wenn der süße Mais erntefrisch ist; eine spezialle Sorte, maíz de pastel, wird dazu verwendet.
Getränke
Standardaperitifs sind Pisco Sour, ein Tresterschnaps mit Limonensaft und etwas Zuckersirup, und die nach Zimt und Eiern duftende, süße vaina. Chilenische Weine verkörpern eine Qualitätsklasse für sich und zum Abschluss eines Essens kommt den Chilenen am liebsten ein Wässerchen in die Kehle – worunter aber kein Klarer, sondern ein Kräutertee zu verstehen ist. Dies sei zur Nachahmung empfohlen – er bringt jeden leicht verrenkten Magen und angesäuselten Kopf über Nacht wieder in Ordnung.
Regionale Spezialitäten
Isla de Chiloé: Auf Chiloé füllt man klein geschnittene Meeresfrüchte und Petersilie in die Pastete. Die Insel spielt sowieso eine Sonderrolle mit ihrer Vielzahl an Kartoffelgerichten, den milkau, pulmay, chapulele, chuchoca. Und den essbaren Algen cachayuyu, die man gekocht als Salat zubereiten kann, sowie den geräucherten Fischen und den getrockneten Meeresfrüchten, der Winternahrung der Seeleute.
Bratwurst und ›kuchen‹ – deutscher Einfluss: Kräftige deutsche Einflüsse zeichnen die Küche des Südens aus. Da kommt zum Frühstück schon die Wurstplatte auf den Tisch, wo normalerweise ein Nescafétütchen und ein eingepacktes Hörnchen zum Verzehr verführen wollen, und nachmittags verspeist man Kuchen oder einen Wurstsalat. Eine weitere deutsche Kapriole: die longaniza, eine Bratwurst, traditionell serviert mit einem Berg Kartoffelpüree. Bei aller Dominanz der deutschen Küche heißt das nicht, dass man nicht mexikanisch, peruanisch, japanisch, französisch, italienisch, polynesisch, spanisch, US-amerikanisch, russisch, thailändisch, portugiesisch oder polnisch essen gehen könnte – in Santiago zumindest. Auch vegane und vegetarische Küche werden zelebriert, und fusionfood ist ebenfalls kein Fremdwort. Großer Beliebtheit erfreuen sich die chifas, chinesische Restaurants, das Angebot der Küche erschöpft sich leider oft in einem mit Sojasauce übergossenen Allerlei – aber es ist preiswert und wird in großen Portionen serviert.
Neue Mode: indianische Lebensmittel mit Zukunft: Für die energischen Verkäuferinnen auf den Märkten des Altiplano gilt keinerlei Diskussion: Chañar ist ein Allroundtalent. Ein Aufguss wird gegen Bronchitis verkauft, ein Sirup heilt Wunden. Die Früchte des Baumes kannman getrocknet zu Mehl verarbeiten, das Holz seines Stammes dient als wider standsfähiges Baumaterial. Der Baum des Altiplano ist eine indianische Kultur pflanze; die UNESCO hat ihn zum Lebensmittel der Zukunft erklärt. Das gilt auch für die in allen Herbstlaubfarben schillernde quínoa, eine Getreidesorte, die ebenfalls auf dem Altiplano gedeiht. Von weitem muten die Ähren wie Trockenblumensträuße an, doch der Nährwert der attraktiven Pflanze an Eiweiß, Kohlenhydraten, Phosphor und Kalzium ist unschlagbar. Auch quínoa soll stärker in den Blick der Weltöffentlichkeit gerückt werden, denn die Pflanze lässt sich problemlos in schwierigen Höhenlagen an bauen. Quínoa kann man schroten, mahlen und dann weiterverwenden. Mit cherqui-empanadas, mit gedörrtem Ziegenfleisch gefüllten Teigtaschen, und honig gesüßten Keksen aus quínoa erbringen indigene Hausfrauen im Handumdrehen den Beweis, wie vielseitig einsetzbar und wohlschmeckend die gesunde, bunte Pflanze ist. Und eigentlich sollte man es wissen: Alles, was von der indianischen Hochebene kommt, hat Qualität. Schließlich entstammt die Kartoffelknolle, die viele für typisch deutsch halten, der Aymara-Küche. Und mehr als 80 verschiedene Altiplano- Sorten übertrumpfen das Sortiment, das der mitteleuropäischen Hausfrau beim Kochen zur Verfügung steht. Dieses Wissen machen sich neuerdings auch Chiles Küchenchefs zu eigen, die mit indianischen Lebensmitteln experimentieren, sie kombinieren und neu zusammenstellen.