Brasilien

Zu kaum einem anderen Land der Welt gibt es so unterschiedliche Vorstellungen und Ansichten wie zu Brasilien. Wie kritisch wir dem Land auch gegenüberstehen mögen, Brasilien bleibt – besonders für uns Europäer – ein ewiger Mythos.

Anreise

Reisedokumente

Für Besucher aus Westeuropa besteht keine Visumpflicht. An der Grenze bzw. während des Fluges füllt man eine Einreisekarte aus, die zusammen mit einem noch mindestens 180 Tage gültigen Reisepass vorgelegt und bis zur Ausreise aufbewahrt werden muss. Im Kinderpass ist (unabhängig vom Alter) ein Lichtbild vorgeschrieben. Nach 90 Tagen Aufenthalt kann man bei der Polícia Federal eine Verlängerung um weitere 90 Tage beantragen. Voraussetzung ist der Besitz eines Rück- oder Weiterflugtickets, um den temporären Zweck der Reise zu dokumentieren.

Ein mehrjähriger ununterbrochener Aufenthalt (visto temporário) ist nur über eine spezielle berufliche Tätigkeit möglich, ein unbefristeter Daueraufenthalt (permanência) über Heirat, Vater-/Mutterschaft, eine Geschäftsinvestition in Höhe von 50 000 US-$ oder – bei Personen ab 50 – mittels Nachweis einer Rente von mind. 2000 US-$ aus dem Ausland.

Zollbestimmungen

Bei der Einreise sind Gegenstände des persönlichen Bedarfs zollfrei. Für die Eigennutzung können die üblichen elektrischen Geräte, 12 l alkoholische Getränke, 200 Zigarettenund 25 Zigarren mitgenommen werden. Geschenke sind bis zum Wert von 500 US-$ zollfrei (bei Einreise auf dem Land- oder Wasserweg nur bis 300 US-$) und zusätzlich Duty-free-Artikel im Werte von ebenfalls bis zu 500 US-$ (jedoch nur drei elektronische Geräte, 20 Schachteln Zigaretten usw.). Der Geld- oder Scheckfreibetrag liegt bei10 000 R$.

Verboten ist die Einfuhr von Früchten, Samen und Pflanzen. Wer nichts zu deklarieren oder zu verzollen hat, geht direkt zu dem Ausgang, der mit »nada a declarar« gekennzeichnet ist. Bei der Rückreise müssen mitgebrachte Geräte wieder ausgeführt werden. Im Falle eines Diebstahls zeigt man das Polizeiprotokoll (boletim de ocorrência). Ausfuhrverbot besteht für lebende Tiere (z. B. Papageien) wie für Tierhäute und Felle, für Rohedelsteine, Fossilien und natürlich für Waffen und Drogen. Einige Souvenirs sind aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefertigt, es kann Probleme bei der Ausfuhr geben. Man sollte schon aus ethischen Gründen darauf verzichten. Zubeachten sind auch die Einfuhrbestimmungen des Heimatlandes (www.zoll.de).

… mit dem Flugzeug

Folgende Flughäfen können von Europa aus direkt angeflogen werden: Rio de Janeiro, São Paulo, Salvador, Recife, Natal und Fortaleza. Haupteintrittstor (und meistbesuchte Stadt) ist jedoch Rio de Janeiro (bei der Anreise außer mit Air France Zwischenstopp in São Paulo). Die Flugzeit beträgt 9–12 Stunden. Die meisten Flüge beginnen in Frankfurt/Main, einige auch in München und Zürich.

… mit dem Kreuzfahrtschiff

Viele Besucher kommen mit dem Flugzeug nach Brasilien und steigen erst dort in ein Kreuzfahrtschiff um. Doch andere Gäste überqueren den Atlantik gleich in ihrem schwimmenden Luxushotel. Es gibt eine stetig zunehmende Zahl von Anbietern, über die man sich am besten zu Hause im Reisebüro oder im Internet informiert. Termine, Preise und Routen ändern sich von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Tipp ist das Segelschulschiff ›Humboldt‹ aus Bremerhaven, es fährt gelegentlich auch nach Brasilien und Argentinien, und man lernt zudem noch ganz nebenbei die ›aussterbende‹ Kunst des Hochseesegelns. Von der Mitfahrt mit Frachtschiffen ist sehr abzuraten, höchstens für die preiswertere Überfahrt mit Auschecken am ersten Hafen.

Unterkunft

Preise und Reservierung

Insgesamt liegen die Preise für Unterkünfte noch unter dem europäischen Niveau. Oft sind Reservierungen von der Heimat aus – über Reisebüros oder per Internet – genauso günstig oder sogar preiswerter als Buchungen vor Ort, zumindest bei größeren Hotels. Bei vorzeitiger Reservierung wird – besonders in der Saison – eine Anzahlung (depósito) oder die Übermittlung der Kreditkartendaten verlangt.

Hotels und Pensionen

In den Großstädten ist man stärker auf Hotels angewiesen; das Angebot ist groß und umfasst alle Kategorien. Fast immer ist das Frühstück im Preis inbegriffen. Zur Hauptreisezeit im Januar/Februar sowie teilweise im Juli empfiehlt sich unbedingt eine vorherige Reservierung. In kleineren Küstenorten werden Unterkünfte häufig in Pensionen (pousadas) angeboten. Sie sind zumeist preiswerter als Hotels und bieten ein stimmungsvolleres Ambiente mit Terrassen- oder Gartenanlage. In den entsprechenden Regionen sind die Betten mit Moskitonetzen ausgestattet.

Hotel-Fazendas/Lodges

Eine besondere Attraktion stellen die so genannten Hotel-Fazendas dar, größere Anlagen inmitten der Natur mit kleinen Chalets (chalés), Sauna und Schwimmbad, vielen Wander-, Reit- und Sportmöglichkeiten sowie guter Verpflegung. Immer beliebter werden auch die Lodge-Unterkünfte im Regenwald.

Apartments

Überlegenswert ist auch das Anmieten eines Apartments. Die Preise sind günstiger, man hat mehr Platz und die individuellen Freiheiten sind größer. Speziell in Rio und Florianópolis bieten die Reisebüros eine große Auswahl.

Motels

An den Ein- und Ausfallstraßen der Vororte großer Städte und manchmal auch im Zentrum sieht man immer wieder bunt beleuchtete Motels, die weniger der Übernachtung als der intimen Begegnung dienen. Andererseits sollte einen nichts davon abhalten, hier gelegentlich für max. 12 Stunden ein Zimmer zum Schlafen zu nehmen. Diese Häuser sind preiswert, nie belegt (auch nicht zum Karneval oder über Silvester) und bieten einen ganz speziellen Komfort wie private Sauna, Whirl-Pool, Musikanlage, Fernseher und Bestellservice. Bezahlt wird erst hinterher bei Übergabe des Etablissements. Normalerweise treffen sich hier brasilianische Liebespaare, solange sie noch nicht verheiratet sind. Da mann/frau i. d. R. bis zur Hochzeit bei den Eltern wohnt, ist das zärtliche Einverständnis wegen der räumlichen Enge gewissen Einschränkungen unterworfen. Zudem tauschen Paare gern die Bescheidenheit des häuslichen Ambientes gegen ein paar Stunden im französischen Luxusbett unter einer glitzernden Spiegeldecke.

Jugendherbergen/Hostels

Jugendherbergen und Hostels werden in Brasilien immer beliebter, die meisten befinden sich im Nordosten und Südosten des Landes. Sie sind schon recht komfortabel und fast immer preiswerter als Hotels, einfache Pousadas können allerdings manchmal noch günstiger sein.Wer in diesen Jugendherbergen (alberguesda juventude) – seit 2004 auch offiziell hostels genannt – übernachten will, kann entweder online reservieren (www.hostel.org.br, www.hihostels.com) oder sich die Adressen über die Federação Brasileira de Albuergesda Juventude (FBAJ) besorgen, Rua da Assembleia 10, Sala 1617, Rio de Janeiro, Tel.021-25 31 10 85.

HI-Hostels sind in einem weltweiten Verband organisiert, der Hostelling International Association. Mit dem internationalen Jugendherbergsausweis (HI-Card) und/oder dem internationalen Studentenausweis (ISIC- Card) bekommt man hier Ermäßigungen, die HI-Card kann ohne Altersbegrenzung auch in den HI-Hostels erworben werden (40 R$) und gilt für ein Jahr. Nach wenigen Übernachtungen hat sich diese kleine Investition bereits bezahlt gemacht.

Camping

Campingplätze befinden sich meist in der näheren Umgebung der Küstenstädte. Sie sind zahlreich vorhanden und gut ausgestattet, dennoch mit europäischen Standards nicht zu vergleichen. Der Camping Clube do Brasil( CCB), Tel. 021-25 32 02 03, www.campingclube.com.br verfügt über mehr als 40 Campingplätze in zehn verschiedenen Bundesstaaten. Besitzer eines internationalen Campingausweises bekommen 50% Ermäßigung auf den offiziellen Tagespreis, der pro Person und Nacht um 15 R$ liegt. Freies/wildes Campen ist in Brasilien eher unüblich und auch gefährlicher, zudem sollte man der Umwelt zuliebe davon absehen. Insgesamt sind Pousadas dem Campen jedoch eher vorzuziehen. Es gibt sie schon sehr preiswert und recht komfortabel.

Ausgehen

Brasilianer gehen gern und häufig aus. Ambeliebtesten ist der Familien- und Gruppentreff im Restaurant. Gern sitzt man auch vor einer einfachen Kneipe (cervejaria) an der Straßenecke und trinkt reichlich Bier in geselliger Runde. Im Südosten des Landes sind zudem Kinobesuche sehr in, die Filme laufen im Original (meist Englisch) mit portugiesischen Untertiteln. In den Küstenorten des Nordostens gibt es weniger Kinos, dafür aber viele, oft riesige Strandbars (barracas), die abends Live-Musik (música ao vivo) anbieten.

In den Hauptstädten und Metropolen kann man sich über fehlendes Nightlife kaum beklagen, die Zahl der Tanzlokale (danceterias, boates), Discos (discotecas) und Clubs (clubes) ist beachtlich. Besonders in São Paulo ist das Angebot größer als in allen anderen Städten Lateinamerikas. In Rio de Janeiro wurde im Stadtteil Lapa nahe dem Zentrum ein heruntergekommenes Viertel revitalisiert, in vielen schönen Villen und sogar Antiquitätenläden spielen die besten Samba- und Choro-Bands der Stadt zum Tanz. In Salvador und Recife fand die Restaurierung der Altstädte schon früher statt, im Zentrum der Hauptstadt Bahias pulsiert das Nachtleben ohne Unterbrechung.

Auch sollte man in manchen Orten die vielfältigen Programmangebote der Konzerthäuserund Theater beachten, Brasilien bietet nicht nur Samba und Axé. Im Theatro Municipal von Rio de Janeiro finden beispielsweise anspruchsvolle Ballettvorführungen und Konzerte statt. Ein besonderes Erlebnis ist ein Besuch der Sala São Paulo, einer der modernsten Kunstmusiktempel der Welt (www.salasaopaulo.art.br).

Einkaufen

Edelsteine und andere Souvenirs

Brasilien gehört bis heute zu den Ländern mit den größten Edelsteinvorkommen. Von Smaragden, Saphiren, Rubinen, Opalen und Topasen bis zu 18-karätigem Gold kann man hier fast alles preisgünstiger erwerben als zu Hause. Am seriösesten sind die beiden großen Marktführer ›Stern‹ und ›Amsterdam Sauer‹. Sehenswert sind die von ihnen unterhaltenen Edelsteinmuseen in Rio (Ipanema). Die Häuser bieten kostenlos und ohne Kaufverpflichtung Taxi-Transfers vom Hotel zum Geschäft und zurück. Beim Kauf auf der Straße oder einem offenen Markt findet man bestenfalls einfache Halbedelsteine. Diese können jedoch auch schön sein und ihren Zweck als kleines Souvenir erfüllen.

Außer Edelsteinprodukten trifft man in Brasilien auf ein reichhaltiges Angebot an Mitbringseln. Im Norden und Nordosten, vor allem in Fortaleza, Belém und Santarém, sind Hängematten (redes) besonders zu empfehlen, die zugleich bei einem Urwaldaufenthalt von Nutzen sein können. Auf den Märkten werden preiswerte Lederwaren, Spitze und gehäkelte Tischdecken, aus Holz geschnitzte Tierfratzen (carrancas) und in Flaschen und Gläser gefüllte farbige Sandmischungen feilgeboten. Im Amazonasgebiet gibt es ein reiches Angebot an indianischem Kunsthandwerk. Das typischste Mitbringsel aus Salvador ist der berimbau, ein afrobrasilianisches Musik- und Begleitinstrument zum capoeira-Tanz. Wer in den Süden reist, wird vielleicht das seltsam anmutende Tee-Trinkgefäß der Gaúchos, den so genannten chimarrão, mitbringen. Ansonsten findet man in jedem Touristenort T-Shirts mit speziellen Motiven der Region. Fast obligatorisch im Rückreisegepäck sind Musik-CDs.

Reisewetter

Reisezeit

Brasilien kann im Prinzip ganzjährig bereist werden, man sollte jedoch unbedingt einige klimatische, regionale und saisonale Besonderheiten berücksichtigen. Vor allem ist zubeachten, dass die Jahreszeiten gegenüber der nördlichen Erdhalbkugel vertauscht sind.

Im europäischen Winter

Die meisten Gäste aus Europa besuchen das warme Tropenland während der heimatlichen Wintermonate. Auch lockt der Karneval. Die Zeit von Mitte Dezember bis zum Karneval ist jedoch auch die Hauptreisezeit der Brasilianer. Einerseits ist dann alles voller und teurer, gleichzeitig aber belebter und unter Umständen interessanter. Außerhalb der Saison können nämlich die Stadtstrände (von Rio de Janeiro einmal abgesehen) befremdlich menschenleer und öde sein, nur sonntags verändert sich dann das Bild. Während des brasilianischen Sommers ist das Klima im ganzen Land wärmer, im Norden (Amazonien) und Nordosten (Belém und São Luís) wird es jedoch zwischen Dezember und April recht schwül und regnerisch (Regenzeit). Die Einheimischen nennen diese Zeit mangels echter Jahreszeiten gar ›Winter‹.

Im europäischen Sommer

Die zweite Hauptreisezeit ist der eigentliche ›Winter‹-Monat Juli, Ferienmonat in Brasilien. Wer die Sonne sucht, sollte den Süden des Landes zwischen Juni und September meiden. Dort kann die Temperatur bis unter den Gefrierpunkt fallen, bei fehlender Zentralheizung keine angenehme Erfahrung. Auch im Südosten (São Paulo und Rio de Janeiro) sind zu der Zeit Temperaturen zwischen 10 und 15 °C keine Seltenheit. Je weiter man jedoch nach Norden in Äquatornähe kommt, desto geringer sind die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen. Der Nordosten ist zu dieser Zeit sicherlich das ideale Reisegebiet, auch wegen der im Juni/Juli stattfindenden ›Festas juninas‹.

Im Herbst und Frühling

In den anderen Jahreszeiten, also dem brasilianischen Herbst und Frühling (jeweils umgekehrt zu Europa), ist Nebensaison. Die Ferienorte sind weniger belebt und die Preise niedriger. Im Nordosten bleibt das Klima konstant tropisch, im Süden und Südosten ist es jedoch Glückssache, wie viele schöne Sonnentage man genießen kann.

Brasilien: Klima

Tagestemperaturen in °C

  1. Jan 30
  2. Feb 30
  3. März 29
  4. April 27
  5. Mai 26
  6. Juni 25
  7. Juli 25
  8. Aug 25
  9. Sept 25
  10. Okt 26
  11. Nov 26
  12. Dez 28

Nachttemperaturen in °C

  1. Jan 23
  2. Feb 23
  3. März 23
  4. April 21
  5. Mai 20
  6. Juni 18
  7. Juli 18
  8. Aug 18
  9. Sept 18
  10. Okt 20
  11. Nov 20
  12. Dez 22

Wassertemperaturen in °C

  1. Jan 25
  2. Feb 25
  3. März 26
  4. April 25
  5. Mai 24
  6. Juni 23
  7. Juli 22
  8. Aug 22
  9. Sept 22
  10. Okt 22
  11. Nov 23
  12. Dez 24

Sonnenschein Stunden/Tag

  1. Jan 7
  2. Feb 7
  3. März 7
  4. April 6
  5. Mai 6
  6. Juni 6
  7. Juli 6
  8. Aug 7
  9. Sept 5
  10. Okt 5
  11. Nov 6
  12. Dez 6

Niederschlag Tage/Monat

  1. Jan 13
  2. Feb 11
  3. März 9
  4. April 9
  5. Mai 6
  6. Juni 5
  7. Juli 5
  8. Aug 4
  9. Sept 5
  10. Okt 11
  11. Nov 10
  12. Dez 12

Gesundheit

Vorsorge

Die privatärztliche Versorgung in Brasilien ist recht gut, auch Apotheken sind zahlreich vorhanden. Sofern man nicht auf bestimmte Medikamente angewiesen ist, braucht man also im Grunde nichts mitzunehmen, außer höchstens einem Mückenschutzmittel, einem Durchfallmittel sowie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor. Als Vorsichtsmaßnahme gegen Magen-Darm-Infektionen und Cholera ist dringend zu empfehlen, nur abgekochtes Leitungswasser zu trinken und in hygienisch nicht einwandfreien Restaurants Getränke ohne Eis (sem gelo) zu bestellen. Auch Speiseeis kann Bakterien enthalten. Rohes Gemüse, Obst und Salate sollte man vor dem Verzehr gründlich waschen bzw. schälen. Wichtig ist häufiges Händewaschen.

Impfungen

Impfungen sind bei der Einreise nicht vorgeschrieben, ratsam ist jedoch neben den auch in der Heimat üblichen Maßnahmen eine Vorsorge gegen Hepatitis A und bei einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten auch gegen Hepatitis B. Eine Gelbfieber-Impfung ist sehr zu empfehlen für längere Reisen in den Norden und Mittleren Westen, in die Bundesstaaten Maranhão und Minhas Gerais, in den Süden von Pianí, den Westen und Süden von Bahia, den Norden von Espírito Santo, den Nordwesten von São Paolo sowie den Westen von Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul.

Die brasilianischen Fluggesellschaftenmachen sich strafbar, wenn sie nicht geimpfte Reisende aus Risikogebieten in andere Landesteile fliegen lassen, dies gilt auch für Veranstalter von Kreuzschifffahrten auf der Route Amazonien – Rio de Janeiro. Überprüfungen sind jedoch eher selten. Dennoch sollte man ggfs. den Internationalen Impfausweis mitnehmen. Eine Malaria-Prophylaxe z. B. mit Lariam oder Malarone ist dringend zu empfehlen beim Besuch der Bundesstaaten Rondônia, Acre und Roraima. Im zentralen Westen und in den Amazonas-Staaten reicht im Infektionsfall eine Standby-Therapie mit den gleichen Medikamenten.

Notfälle im Reiseland

Im Falle der Inanspruchnahme privater Behandlungen in Brasilien zahlt man in bar und lässt sich für die Reisekrankenversicherung eine Quittung ausstellen mit Angabe der Krankheit und Therapieform. In allen größeren Städten gibt es auch Deutsch sprechende Ärzte (Arzt-Tipp für Rio: Dr. Rolf Strattner, Av. N. S. Copacabana 1018/602, Tel. 021-25 21 37 23). Bei kleineren Problemen kann man auch direkt in der Apotheke Hilfe suchen. Die zahlreichen farmácias bzw. drogarías sind oft rund um die Uhr geöffnet.

HIV (Aids)

Insgesamt wurden von 1980 bis 2009 in Brasilien 544 846 Erkrankungsfälle registriert. Die heutige Zahl der HIV-Positiven wird auf 630 000 geschätzt, auf ca. 300 Einw. kommt eine infizierte Person. Die Mann-Frau-Verteilung ist 2 : 1. Die Übertragungsformen sind heterosexuelle Beziehungen (42 %), homo- oder bisexuelle Beziehungen (35 %) und Drogeninjektionen(23 %). Dank Aufklärungskampagnen bleibt die Zahl der Neuerkrankungen seit 2000 stabil. Anteilsmäßig ist bei Weißen sogar ein Rückgang zu verzeichnen, gegenüber einer besorgniserregenden Zunahme bei Farbigen, in den ärmeren Regionen des Nordens und Nordostens sowie bei Jugendlichen. Der Gebrauch von Kondomen ist immer häufiger und vor allem bei Prostituierten inzwischen fast die Regel. Insgesamt sind die Zahlen weniger alarmierend als in vielen Ländern Afrikas, Asiens sowie Russland – der Prozentsatz der Infizierten ist sogar niedriger als in den USA.

Sicherheit

Sicherheit

Traditionell am ungefährlichsten ist der Aufenthalt in den europäisch geprägten, wohlhabenden Bundesländern des Südens. Geringere Risiken tragen auch Reisen durch den Mittelwesten (Pantanal) und den Norden (Amazonas). Im Nordosten hält sich trotz größter Armut die Zahl der Überfälle in Grenzen, nur in Salvador (besonders in der Nähe des Aufzugs) und in Fortaleza (Praia do Futuro) hat sich die Situation verschlechtert. Recht häufig sind Diebstahldelikte in den großen städtischen Ballungszentren des Südostens (Rio und São Paulo).

Rio-Besucher sollten besonders an der Copacabana, in Lapa und in Santa Teresa verstärkt aufpassen. Insgesamt hat sich die Situation in Rio jedoch bedeutend verbessert, allein zwischen 2009 und 2010 ist die Kriminalität um 17 % zurückgegangen. Die Stadtwache ist fast überall präsent und sorgt für einen sogenannten Choque de ordem (Ordnungs-Schock).

Man sollte folgende Verhaltensregeln beherzigen: Fast am wichtigsten ist es, keine Angst zu zeigen, sich natürlich zu bewegen und dennoch die Augen offen zu halten. Auffällige, unangemessene Kleidung sowie Rucksäcke, offen umgehängte Fotoapparate und Videokameras, Schmuck und teure Armbanduhren können provozierend wirken, ebenso die Geldbörse in der Gesäßtasche. Geld sollte man nur in kleineren Mengen lose in der Vordertasche mit sich führen und bei einem Überfall sofort ohne Gegenwehr herausgeben, um eine Eskalation zu vermeiden (auch wenn die Täter nur Kinder oder Jugendliche sind). An unbeleuchteten Orten, in Tunnelns owie in dichtem Gedränge (Karneval!) ist das Überfallrisiko bedeutend höher.

An der Copacabana in Rio darf man bei Dämmerung oder Dunkelheit nie bis direkt ans Wasser gehen. Tagsüber sollte man am Strand seine Sachen niemals unbeaufsichtigt lassen. Geraubte Wertgegenstände gibt man bei der Delegaçia de Atendimento ao Turistaan (Rio de Janeiro, Av. Afrânio de Mello Franco 159, Leblon, Tel. 021-33 99 71 70). Dort erhält man eine Bescheinigung für die Versicherung. Im Falle eines Hoteldiebstahls reicht eine Bescheinigung der Hoteldirektion.

Essen & Trinken

Restaurant-Typen

Am häufigsten und beliebtesten sind die einfacheren populären Lokale, in denen man in ungezwungener Atmosphäre schon ab 10 R$ speisen kann. Das Angebot ist jedoch fast überall gleich (Fleisch, Fisch, Nudelgerichte, kaum interessante Salate, wenig Gemüse). Ein dickes Filet mit Pommes frites gilt hier als Inbegriff guten und gesunden Essens. Die Gerichte sind eher quantitäts- als qualitätsorientiert ausgerichtet, eins reicht fast immer für zwei Personen, man bestellt einfach um para dois. Gern und häufig besuchen die Brasilianer auch preiswerte Pizzerien, der dicke fette Teig ist jedoch für europäische Mägen zu schwer, es sei denn, er wurde im Steinofen (a lenha) zubereitet. Zu empfehlen sind die sehr in Mode gekommenen Self-Service-Lokale, in denen man sich aus einem großen Angebot seine Lieblingsspeisen auf den Teller tut und nach Gewicht (à kilo) abrechnen lässt.

Für den kleinen Hunger stehen noch die zahlreichen Lanchonetes zur Verfügung, Steh-Imbisse mit einem leckeren Angebot diverser gefüllter Teigtaschen usw. Auch der Feinschmecker wird sich in Brasilien nicht beklagen können, besonders in São Paulo und Rio de Janeiro fehlt es nicht an nobleren Etablissements. Zuempfehlen sind die Sushi-Bars der millionenstarken japanischen Kolonie, ein Muss ist jedoch der Besuch einer Churrascaria. Für einen Fixpreis bedient man sich am reichhaltigen Buffet und lässt sich von langen Spießen eine zarte und magere Fleischsorte nach der anderen auf den Teller schneiden.

Wenn die Rechnung kommt, ist die Prüfung der einzelnen Posten keineswegs ein Zeichen von Kleinlichkeit, sondern in Brasilien ganz übliche Demonstration von Selbstbewusstsein und gesundem Misstrauen. Das Trinkgeld ist meistens mit 10 % im Preis enthalten, mehr zu geben ist nicht üblich.

Streifzug durch die Küche

Brasiliens Nationalgericht ist die feijoada, ein Eintopf aus diversen Fleisch- und Wurstsorten, Speck, schwarzen Bohnen, grünem Kohl, Maniokmehl und einer Orange. Ursprünglich war sie nur ein Reste-Essen der Sklaven, wurde jedoch später verfeinert und bereichert. In manchen Lokalen und Luxushotels wird daraus ein wahres kulinarisches Ereignis. Um das viele Fett zu verdauen, darf eine Caipirinha nie fehlen.

Während der brasilianische Süden und Südosten bis nach Rio eher Fleischlichem (churrascos) zugeneigt sind, stehen nördlich von Rio immer häufiger Fisch und Meeresfrüchte auf den Speisekarten, sie passen auch eher zu Strand und Palmen. In Espírito Santo und Bahia sollte man unbedingt eine moqueca probieren. Bahias afrikanisch geprägte Küche mit dem von Sklaven eingeführten Dendê-Öl gilt als die reichhaltigste und zugleich würzigste Brasiliens. Probiertman acarajé, das sind frittierte Teigtaschen mit Krabben und viel Pfeffer, verbrennt man sich fast die Zunge. Wird man gefragt, ob man sein Essen eher warm oder kalt (quente ou frio) möchte, heißt dies, ob man es eher mit viel oder wenig Pfeffer bevorzugt.

In den nördlicheren Küstenregionen liegt dann das wahre Paradies der Meeresfrüchte-Liebhaber. An jeder Strandbar bekommt man günstig Austern, Langusten, Krabben oder Krebse, die man allerdings häufig noch mit einem Holzknüppelchen aufschlagen muss. Je weiter man ins Landesinnere in die Amazonas-Region kommt, desto indianischer wird die Küche und desto weniger durch europäische oder afrikanische Einflüsse geprägt. Die hiesigen Leckerbissen sind vor allem delikate Süßwasserfische. Will man schließlich nach dem Urlaub ein paar deutsche Freunde versammeln und beim Betrachten der Schnappschüsse etwas Brasilianisches reichen, empfiehlt sich das Kochbuch von Moema Parente Augel, »Brasilianisch kochen, Gerichte und ihre Geschichte«, Verlag Edition diá.

Getränke

In unzähligen kleinen Stehbars (lanchonetes) werden bis zu 50 verschiedene frisch gepresste Fruchtsäfte (sucos) angeboten. Man sollte außer Orangensaft auch einmal weniger Bekanntes ausprobieren, z. B. acerola oder acaí, beides Früchte aus dem Norden. Zwei Drittel der Brasilianer bevorzugen jedoch Alkoholisches. Nationalgetränk Nr. 1 ist Bier, stets eiskalt serviert, sehr süffig und erfrischend. Die besten Marken sind Bohémia, Skol, Antârtica und Brahma, allesamt im Lande produziert, auch wenn manche Ursprünge aus deutschen Landen stammen. Das andere typische Nationalgetränk, die Caipirinha aus Zuckerrohrschnaps (cachaça), Limonenstückchen, Zucker und Eis, trinken allerdings häufiger die Touristen – ja, man erkennt sie fast daran. Ärmere Brasilianer, vor allem im Nordosten, genehmigen sich den billigen Cachaça eher pur.

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