Noch immer können sich die Straßenbahnschaffner nicht einigen, ob es nun Karlsplatz oder Stachus heißt. Historisch dagegen ist die Sache klar: Zu Ehren des bayrischen Kurfürsten Karl Theodor benannte man 1792 das damalige Neuhausertor samt dem davor liegenden Platz einfach in Karlstor und Karlsplatz um. Der Name Stachus dagegen dürfte dem ehemaligen Wirt Mathias Eustachius Föderl zu verdanken sein, der 1728 auf dem Grundstück des heutigen Kaufhofs seinen Stachusgarten betrieb. Schon immer herrschte hier reger Verkehr. Wo einst die Salzstraße in die Stadt führte, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg einer der verkehrsreichsten Stadtknotenpunkte der Welt. Auch heute noch kommt dem Stachus eine zentrale Bedeutung zu. Während sich oberirdisch Autokarawanen und Trambahnen über den Altstadtring schlängeln, fahren unterirdisch im Minutentakt S- und U-Bahnen aus allen Richtungen ein. Mit dem Bau der U- und S-Bahn verwandelte sich der Karlsplatz auch unterirdisch. Bis 2007 herrschte hier die klassische Siebziger-Jahre-Architektur, heute beherrschen helle Farben, moderne Boutiquen und zahlreiche hippe Food-Shops den Knotenpunkt zwischen Hauptbahnhof und Marienplatz. Im Osten, rechts neben den neubarocken Geschäftshäusern des Architekten Gabriel von Seidl, steht, als Eingang zur Neuhauser Straße und zur Fußgängerzone, das dreibogige Karlstor, ein Rest der alten Befestigung aus dem 14. Jh. Zu einem Wahrzeichen der Stadt wurde das gegenüberliegende Pini-Haus, Münchens rundes Eckhaus. Am Übergang zum Lenbachplatz im Norden steht der Justizpalast aus dem 19. Jh., Referenz des Architekten Friedrich von Thiersch (1852-1921) an die Gotik, die Renaissance- und Barockkultur. Reges Geschäftsleben herrscht heute im Untergeschoss, wo sich die Stachus-Passagen befinden.