Steht man auf der Piazza della Signoria, legt den Kopf in den Nacken und betrachtet ihn von unten, fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt: Der Palazzo Vecchio ist einfach imposant, majestätisch und prägt mit seinem 94 m hohen Turm entscheidend das Stadtbild von Florenz. Repräsentativ sollte er auch sein, da der 1299–1314 von Arnolfo di Cambio errichtete Palast Amtssitz und Wohnung der höchsten Beamten der Republik war. 1540 machte Cosimo I. den mittelalterlichen Palast zur herzoglichen Residenz und verhalf ihm durch prunkvolle Um- und Ausbauten zu neuem Glanz; das mittelalterliche Äußere blieb weitgehend unangetastet. Verantwortlich für alle Baumaßnahmen in dieser Zeit war Giorgio Vasari, der im Eifer jedoch auch unwiederbringliche Kunstwerke wie Leonardo da Vincis Schlacht von Anghiari im Salone dei Cinquecento zum Ruhm der Medici übermalte. Seinen heutigen Namen, Palazzo Vecchio (Alter Palast), bekam der Bau, als der Hofstaat in den „neuen“, den Palazzo Pitti, zog. Innen ist der Palast mindestens so prachtvoll wie außen. Entschließt ihr euch, den Palazzo Vecchio zu besuchen, gelangt ihr zunächst in den unglaublich schönen, durch Michelozzo 1470 umgestalteten Innenhof, der 1565 anlässlich der Hochzeit Ferdinands I. mit Johanna von Österreich mit österreichischen Stadtansichten ausgemalt wurde. Die Quartieri Monumentali, die Prunkräume, liegen im ersten Obergeschoss. Einer der berühmtesten Säle ist der Salone dei Cinquecento, der Saal der Fünfhundert. Er ist genau 53,7 m lang, 22,4 m breit und 17,8 m hoch und damit der größte Saal der Stadt. Hier versammelte sich einst der städtische Rat. Er ist mit einer prachtvollen Holzdecke von Benedetto und Giuliano da Maiano versehen und wird heute noch bei besonderen Festlichkeiten genutzt. Vor den riesigen Schlachtenbildern von Vasari sind Marmorstatuen aufgestellt, unter ihnen der Genius des Sieges von Michelangelo und Florenz besiegt Pisa von Giambologna. Im zweiten Geschoss liegen die Quartieri degli Elementi und die Räume der Eleonora di Toledo. Die anschließende Cappella della Signoria malte 1514 Benedetto Ghirlandaio mit Fresken aus. Besonders prächtig sind die Sala dell‘Udienza mit ihrer reich geschnitzten Decke und dem Marmorportal von Benedetto da Maiano sowie die Sala dei Gigli, der ganz mit der Wappenlilie Frankreichs ausgemalte Liliensaal. Hier steht Donatellos Bronzegruppe Judith und Holofernes. In der Segreteria arbeitete Machiavelli als Sekretär der Republik. Im Palazzo Vecchio befinden sich sogar Geheimgänge. Sie wurden von den Medici erbaut, um fliehen oder wertvolle Objekte verstecken zu können. Solch ein Geheimgang befindet sich z. B. hinter der Landkarte von Armenien in der Sala delle Carte Geografiche, die mit 53 Landkarten aus den Jahren 1563–75 bemalt ist. An zwölf Multimediastationen erhält man Einblicke in Geschichte, Kunst und Architektur des Palazzo. Neu eingerichtet wurden im zweiten Innenhof, dem Cortile della Dogana, ein Bookshop und das Ticketoffice. Führungen mit geschichtlichen Hintergrundinfos und Führungen durch die Geheimgänge veranstaltet die Associazione MUS.E.