Entworfen wurde der 1885 eröffnete Prachtbau vom Architekten Pierre Cuypers, aus dessen Feder auch der Hauptbahnhof stammt. Über und über dekoriert erinnert er auf den ersten Blick mehr an ein Schloss oder eine Kathedrale als an ein Museum. Bei seiner Eröffnung führte das zu einem kleinen Skandal, denn der protestantische König Willem III. weigerte sich, einen Fuß in „diesen erzbischöflichen Palast“ zu setzen. Das stört die 2,7 Mio. Besucher wenig, die es heute jährlich in das Museum zieht. Der Eingang liegt in einem Fahrrad- und Fußgängertunnel unter dem Gebäude. Jenseits der modernen Foyers warten Säle mit üppigen historischen Wanddekorationen und schier unüberschaubare Mengen an Kunstschätzen, wobei die holländische Malerei des Goldenen Zeitalters im Zentrum steht. Im Grunde wurde das ganze Museum rund um Rembrandts berühmte „Nachtwache“ gebaut, die in einer Art Schrein am Ende der Ehrengalerie prangt. Die Auftraggeber waren 1642 mit Rembrandts Arbeit nicht zufrieden, denn für ihren Geschmack waren die Mitglieder der Schützengilde des Kapitäns Frans Banning Cocq nicht würdevoll genug dargestellt. Genau das ist es aber, was das Gemälde heute so besonders macht: Im Gegensatz zu anderen Schützengemälden der Zeit, wirkt die „Nachtwache“ unerhört dynamisch und realistisch. In den anderen Sälen gibt es Meisterwerke von holländischen Malern wie Frans Hals, Jan Steen, Jacob van Ruisdael und Jan Vermeer zu sehen. Vor Vermeers „Küchenmagd“ (1660) und „Briefleserin“ (1662–1664) drängeln sich ständig viele Besucher. Solche Genrebilder bieten einen erstaunlichen Einblick in die bürgerlichen holländischen Wohnstuben des 17. Jhs. – so etwa auch Jan Steens Gemälde „Morgentoilette“ (1663), das einfach nur eine junge Frau beim Aufstehen zeigt. Nicht verpassen solltest du die wunderschöne historische Bibliothek, die von Saal 1.13 aus einsehbar ist. Im Treppenaufgang des Philips-Flügels dringt modernes Design in das ehrwürdige Museum ein: Dort führt die Lichtinstallation Shylight von Studio Drift unermüdlich ein poetisches Leuchtenballett auf.