Reportage

GesellschaftRight Livelihood Award

Aufnahme der ersten Verleihung, mittig der junge Uexküll (1980) ©Rightlivelihood.org/ Right Livelihood Foundation

Der Right Livelihood Award, auch als „Alternativer Nobelpreis“ bezeichnet, wird jährlich seit dem Jahr 1980 an couragierte Menschen und Organisationen weltweit vergeben. Sein Einsatz dient der Gestaltung „einer besseren Welt“. Er steht für Mut, Optimismus, Idealismus und die Triebkraft des Reisens.

Wie alles begann...

Hinter der Auszeichnung steht eine kleine wie schöne Geschichte. Sie beginnt vor einigen Jahrzehnten mit der Gründung der spendenfinanzierten Stiftung Right Livelihood Foundation: Jakob von Uexküll (*1944), ein schwedisch-deutscher Publizist, Philanthrop, beizeiten Politiker und Aktivist bereiste in den 1970er Jahren die Welt. Dabei sah er der globalen Realität unerschrocken ins Auge, scheute sich nicht vor erschreckenden Szenen. Was er sah: Gnadenlose Umweltzerstörung, Gewalt und die Leiden existenzieller Armut. Davon tief berührt, keimte Kämpfergeist auf.

Von Anfang an standen die sogenannten Länder der „dritten Welt“ oben auf seiner Agenda. Länder, die ausgebeutet werden und wurden, die nicht an dem Reichtum dieser Erde beteiligt werden, auf deren Schultern abgeladen wird. Er hatte so viel Ungerechtigkeit gesehen, er wollte diese in Gerechtigkeit verwandeln.

Bereits früh dachte er an eine formelle und finanzielle Ehrung derjenigen, die mit ihrem Einsatz Hoffnung schenken, Lösungsansätze präsentieren und sich für diesen Planeten einsetzen. Durch seine journalistische Tätigkeit hatte er Verbindungen zur Nobelstiftung und aktivierte diese prompt. Seine deutliche Meinung: Die damaligen Preiskategorien seien zu eng gefasst und müssten durch zwei weitere,  Ökologie und die Bekämpfung von Armut, ergänzt werden. Voller Tatendrang trug er den Verantwortlichen sein Anliegen vor. Das Ergebnis war enttäuschend. Der Vorschlag wurde abgelehnt.

Aufgeben? Das kam für Uexküll nicht in Frage. Engagement und der Wille etwas zu verändern, schmorten weiterhin in seiner Brust. So entschloss er sich kurzer Hand wertvolle Briefmarken aus seiner Privatsammlung zu verkaufen und mit dem Erlös eine eigene Stiftung zu gründen. Das Ergebnis: Die Right Livelihood Foundation, und die jährliche Verleihung zweier „alternativer Nobelpreise“ (Wobei diese Bezeichnung erst später durch Medienvertreter geschaffen wurde).

Im gleichen Jahr, 1980, suchte er sodann zwei PreisträgerInnen aus. Die erste Vergabe fand am 31. Dezember des selben Jahres in einem angemieteten Stockholmer Lokal teil. TrägerInnen waren der ägyptische Architekt Hassan Fathy, für eine „Architektur für Arme“, sowie die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Plenty International unter Stephen Gaskin für die „ Unterstützung von Bedürftigen in den USA“.

In diesem Moment wurde aus einer idealistischen Idee Realität. Es war die Geburtsstunde einer Auszeichnung, die in den folgenden Jahren an internationaler Aufmerksamkeit und gesellschaftlicher Relevanz gewinnen sollte. Seit diesem Tag führt die Liste 186 PreisträgerInnen aus 73 Ländern. Ein Großteil von ihnen ist der „breiten Masse“ unbekannt, es sind selten prominente Personen. Ihre Anliegen sind unterschiedlich, die Umsetzungen individuell, doch sie alle verbindet: Durchsetzungsvermögen, Durchhaltevermögen und eine Verbesserung des Status Quo.

Darunter sind der Häuptling Ibedul Gibbons (1983) und das Volk der Palau für ihren Einsatz gegen die Lagerung nuklearer Waffen. Oder Wangari Maathai (1984), eine Kenianerin, die sich mit dem Green Belt Movement für Aufforstungsprojekte in ihrer Heimat engagierte. 1997 erhielt der deutsche Naturschützer und Biologe Michael Succow den Preis, 2004 die russische Menschenrechtsorganisation Memorial International in ihrer Aufklärung gegen staatliche Gewaltverstöße und Leistungen für die Einhaltung der Menschenrechte.

Populäre Ausgezeichnete sind die Nicaraguanerin Bianca Jagger, einst Ehefrau des Rolling Stones Frontman Mick Jagger. 2004 wurde sie in ihrer Rolle als Menschenrechtsaktivistin geehrt. 2006 war es der Whistleblower Daniel Ellsberg - bekannt durch die Veröffentlichung der Pentagon Papers, die wesentliche Vertuschungen zu Zeiten des Vietnamkriegs an die Öffentlichkeit brachten.

Jüngst, 2019, erhielt auch das weltweite (Jugend-)Idol Greta Thunberg, Gründerin von Fridays for Future, den mit einer Million schwedischen Kronen dotierten Preis.

Zuletzt, im Jahr 2021, ging der Preis an vier Personen bzw. Institutionen aus Kanada (Freda Huson), Indien (Legal Initiative for Forest and Environment), Kamerun (Marthe Wandou) und Russland (Wladimir Sliwjak). Das Engagement der Right Livelihood Foundation geht heute weit über die reine Verleihung des Awards hinaus. Einerseits werden alle PreisträgerInnen ein Leben lang begleitet, betreut und unterstützt. Wesentlicher anderer Part ist Vernetzung. Die RLF nutzt Ressourcen und ihren Bekanntheitsgrad um Brücken zwischen Praxis und Wissenschaft zu bauen, „Keyplayer“ miteinander ins Gespräch zu führen und Ansprechpartner zu sein.

Die Geschichte des Right Livelihood Awards ist die Geschichte einer Reise. Beispiel dafür, was bewegt werden kann, wenn die Welt mit eigenen Augen gesehen wird.

Autorin: Lea Katharina Nagel 

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