Kunst & ReiseEröffnung: MUNCH Museum Oslo

Der Museumsname glänzt mit Schlichtheit: MUNCH © Danne / Shutterstock.com

Am 22. Oktober 2021 eröffnete das neue Munch Museum in Oslo. Geplant vom spanischen Architekturbüro Herreras wird das monumentale Bauwerk  samt Inhalt  kontrovers diskutiert. Es lohnt sich ein Blick hinter die Fassaden. 

 

Der Künstler

 

Edvard Munch wurde am 12.12.1863 in Norwegen geboren. Seine Kindheitsjahre waren geprägt von Krankheit und damit verbundener Isolation. In seinen künstlerischen Anfängen schloss er sich dem Symbolismus an, später wurde er zu einem wesentlichen Vertreter und Pionier des Expressionismus. Munch verarbeitet in seinen Arbeiten die intensive Gefühlswelt des Menschen. Leitmotive sind Liebe & Einsamkeit, Melancholie, Verzweiflung & Angst, sowie Krankheit & Tod. Sein Schaffen ist überwiegend düster, doch man findet auch hoffnungsspendende, helle Werke. Sein Ausdruck triggert innere Licht- & Schattenseiten. Das Bild Der Schrei (1893) gilt international als das Populärste, verschaffte ihm Weltruhm. Sein künstlerisches Erbe floss in Großteilen der Stadt Stadt Oslo zu, mehr als 27.000 Objekte wurden testamentarisch verfügt.

 

“It is my decicion now to become a painter”   (Tagebuchaufzeichnung des 17-Jährigen Edvard Munchs)

 

Der Bau

 

Das neue Gebäude ragt mit 58m hoch hinaus, 26.000 m2 Fläche, verteilt auf 13 Etagen. Zentral gelegen, im Bahnhofsviertel Oslos sind sieben Stockwerke ausschließlich der Kunst vorbehalten. Auf den verbleibenden sechs wurde Raum für Konzerte & Aufführungen, sowie Cafes, Restaurants, Shops & einer Forschungsbibliothek geschaffen.

Die Planung lag in den Händen des spanischen Architektenbüros Estudio Herreros, unter Federführung des Deutschen Jens Richter. Gearbeitet wurde mit viel Glas, es soll den BesucherInnen - in Kontrast zu den tageslicht-abgeschirmten Ausstellungsräumen - den Kontakt zur Stadt Oslo ermöglichen. Großzügig gestaltete Übergänge mit breiten Rolltreppen verbinden die Stockwerke miteinander.

Die äußere Form erinnert an den 11. Buchstaben des griechischen Alphabets, der Kosename »Lambda« etablierte sich rasch. Der Gedanke hinter dem auffälligen Knick: Das Gebäude verneigt sich vor der Hauptstadt.

 

Museum & Eröffnung

 

Seit 1963 wurden Teile von Munchs gigantischem Nachlass in Oslo ausgestellt, alte Museumsräumlichkeiten platzen nun „aus den Nähten“. Mit einem Jahr Verzögerung wurde die neue Kunst-Heimat geschaffen. Die Eröffnung fand unter der Schirmherrschaft von König Harald am 22.10.2021 statt. Die Kosten beliefen sich – je nach Quelle – auf 200 – 300 Mio. €, ausgestattet mit insgesamt 42.000 Objekten. Seit dem Auftakt hagelt es jedoch zuweilen bitterböse Kritik: Das Gebäude füge sich ästehtisch nicht in das Stadtbild Oslos ein, die Ausstellungsräume seien zu klein, der kommerzielle Raum wiederum zu groß. Ein Großteil der Bilder „verschimmle“ so in den Depots.

Eine doch eher einsitige Perspektive: Vielseitigkeit & Raum wurden durchaus berücksichtigt. Neben großzügig gestalteten Sälen mit hohen Decken, gibt es höhlenartig abgedunkelte Ecken - für beispielsweise "Den Schrei“. Auch Extraräume für Holzschnitte, persönliche Gegenstände & Fertigungsutensilien werden BesucherInnen geboten. Die gewaltige Anzahl von 40.000 Objekten eröffnen statt Moder vielmehr die zukünftige Chance, kontinuierlich Neues auszustellen. Das aufrüttelnde & ergreifende Potential der Munchschen Kunst ist in Dosen genossen ohnehin empfehlenswerter.

Direktor ist Olav Henrichsen, ehemaliger Musiker, ausgestattet mit viel Erfahrung im Kunst-Management. Seine Reaktion auf die schnell eintreffende Kritik ist souverän: Es ginge nicht darum ein schönes Gebäude zu schaffen, sondern etwas Monumentales. Etwas, das ebenso kontrovers ist, wie der Künstler selbst. In der Tat, „he got a point“.

 

Resümee

 

Die Urteile über den neuen Museumskomplex in Oslo sind bislang wenig vielseitig, von eintöniger, repetetiver Kritik geprägt. Der ehrlichste Weg einer Beurteilung scheint der persönliche Besuch zu sein. Es lohnt sich eine breite & offene Betrachtung, auf die Kunst und das gebäude. Munchs Weltruhm ist nicht daraus gespeist “everybodys darling” zu sein. Noch hätte er ein solches label favorisiert. Er verstarb 1944.


Anmerkung: Ein Besuch des Museums sollte aktuell zeitig geplant werden: Ähnlich wie es in Barcelona oder Paris gängige Praxis ist, müssen Tickets einige Tage im Voraus online gekauft werden. Kosten für einen Erwachsenen: 160 norwegische Kronen (ca. 16.40€). Link zum Eröffnungsprogramm: https://www.munchmuseet.no/en/program2021/

Autorin: Lea Katharina Nagel

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