Von einem, der ausstieg, um segeln zu gehenTausche Büro gegen Boot

Geplagt durch Ängste und Burnout findet sich Jens Brambusch am Boden wieder. Dieser Moment führt zu einer wagemutigen Entscheidung, die schließlich sein Leben grundlegend verändern soll: Alles loslassen und die „sichere Bank“ gegen das Schaukeln der Wellen tauschen. Ein Weckruf an alle, die mehr aus ihrem Leben machen wollen.

Alles beginnt an Weihnachten 2017. Brambusch sitzt alleine in seiner Berliner Wohnung. Er ist Wirtschaftsjournalist, erfolgreich, ehrgeizig und leistungsorientiert. Arbeitet für das Magazin Capital. Nach außen wirkt er scheinbar zufrieden. In diesem Moment aber, am Heiligen Abend, ist davon wenig spürbar. Panikattacken und Angst quälen ihn, etwas im Unterbewussten gärt.

»Mein Herz rast, auf der Stirn bilden sich Schweißperlen. Ich habe das Gefühl umzukippen. Dabei sitze ich. (...) Und dann ist da diese Sperre im Kopf, wie eine unendlich hohe Mauer, direkt vor mir. Ich setze den Blinker, verlasse den Weg, der zur Arbeit führt, und werde erst ein wenig ruhiger, als ich vor der Tür meines Hausarztes anhalte. Ich hatte eine Panikattacke. Nicht die erste in meinem Leben. Aber dieses Mal, das spüre ich, ist es anders. Schlimmer. Dauerhaft. Seit zwei Jahren geht es mir von Monat zu Monat schlechter. Keiner bemerkt das. Weil ich es verstecke. Vor den anderen, vor allem aber vor mir selbst. Ich dulde keine Schwäche. (…) Burnout ist in meiner Welt etwas für Schwächlinge. (…) Ich definiere mich über Leistung…«

Ausbruch mit Dilly-Dally

Retrospektiv bezeichnet er die Monate als „schlimmste Zeit seines Lebens“. Alles scheint aus den Fugen zu sein. Wo findet er Erlösung, was kann das Leiden beenden? Wie von Schicksalshand geführt, entdeckt er eines Tages den YouTube-Kanal der SV Delos. Einem Blog, der die Abenteuer, Reisen und Erlebnisse des Segelschiffs Delos und seiner Crew dokumentiert.

Die immer kleiner werdende Flamme in Brambuschs Herz beginnt wieder Feuer zu fangen: Er spürt Sehnsucht. In ihm keimt der Wunsch nach Ausstieg, alles einfach hinter sich zu lassen, Anker zu lichten und an neuen Orten anzukommen. Aus einer scheinbar fixen Idee wird schließlich ein wagemutiger Plan. Nach Kalkulationen und der Beseitigung von Zweifeln und Unsicherheiten, kauft er sich Monate später eine Moody 425 und tauft sie Dilly-Dally. Seine Wohnung ist gekündigt, der Job aufgegeben, die finanziellen Reserven angezapft und die wenigen Habseligkeiten zusammengepfercht. Es geht los.

Wieder ist es Heiligabend, 2018:

»Und jetzt (...) bin ich in der Türkei, lebe auf einem Boot und feiere ein unbeschwertes Fest mit neuen Freunden. Am Abend, nachdem der letzte Gast die Dilly-Dally lallend und lachend verlassen hat, wird mir erst bewusst, wie sehr mein Leben sich in den vergangenen zwölf Monaten verändert hat. Ich war durch die Hölle gegangen. Und bin im Himmel auf Erden gelandet. Es hätte auch anders kommen können. Ganz anders…«

Heute ist die Dilly-Dally Brambusch Zuhause, sein Büro, seine treue Begleiterin. Der Abenteurer bereut keinen Tag diese lebensverändernde Entscheidung für sich getroffen zu haben. Jeder Tag fühlt sich erfrischend und lebendig an.

»Tausche Büro gegen Boot« ist inspirierend, amüsant, authentisch und stimmt im Letzten Zuge nachdenklich. Es ist ein Ratgeber, Mutmacher und Weckruf an das Sehnsüchtige in uns. Eine Einladung über Glück und ein erfülltes Leben zu reflektieren und nicht zuletzt ein Anstoß zu riskieren, um Unmögliches möglich zu machen.

Inspirierende und amüsante Anekdoten, die zum Nachdenken anregen

»Und wie ich da so liege, auf meinem Sofa, gefangen in mir selbst, (….) wächst die Sehnsucht in mir. Aus dem Traum vom Aussteigen, dem Gedanken, alles über Bord zu werfen, um an anderer Stelle Anker zu werfen, wird ein konkreter Plan. Der Plan macht mir Mut, verleiht mir Kraft – die Lethargie weicht dem Leben. Ich fange an zu kalkulieren. Kann ich mir einen Ausstieg mit Mitte vierzig überhaupt leisten?«

Der Autor

Jens Brambusch, Jahrgang 1972, hatte nie vor, Wirtschaftsjournalist zu werden. An exotischen Orten wie Ramallah, Izmir und Würzburg studierte er Arabistik, ehe er zur Financial Times Deutschland wechselte. Später schrieb er für das Wirtschaftsmagazin Capital. Seine Reportagen wurden mehrfach für Medienpreise nominiert, einige gewann er. Auch hatte er nie geplant, eine Wohnung über Airbnb zu vermieten. Tat es aber doch. Seine Erfahrungen hat er in »Rollkofferterroristen« verarbeitet. Jens Brambusch lebt mittlerweile auf einem Segelboot im Mittelmeer.

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