Aus dem verrückten Alltag einer bayerischen AuswanderfamilieTatsächlich Transsilvanien

© Christian Bazlen

»Im Grunde ist die ganze Aktion mit Rumänien nur ein aus dem Ruder gelaufenes Sabbatical. Statt der ganzen Welt stand uns nun ein stabil ummauerter Bauernhof offen – und die Tür ins Herz eines transsilvanischen Dorfes.«

Hinein in ein anderes Leben. Tatsächlich Transsilvanien – Aus dem verrückten Alltag einer bayerischen Auswanderfamilie von Rita Klaus ist die wahre Geschichte einer Auswanderfamilie, die sich Hals über Kopf in einen verlassenen hundertjährigen und unrenovierten Bauernhof im Herzen von Rumänien verliebt. Inmitten einer hügeligen Gegend, ein paar bunten Bauernhäusern, drei Storchennestern und einem Plumpsklo beginnt für die sechsköpfige Familie aus Oberbayern das Abenteuer ihres Lebens.

Innerlich stillgelegt und frustriert durch die Pandemie ist der Gedanke eines radikalen Lebenswechsels genau das Richtige für sie. Trotz fehlender Kanalisation, Baufälligkeit und mangelnder Rumänisch-Kenntnisse unterschreiben Rita und ihr Mann am 1. April 2021 den Kaufvertrag des Hofes – für eine Summe, bei der man in „München-Schwabing höchstens einen Tiefgaragenstellplatz bekommen würde“. Ohne Plan doch voller Tatendrang, Erfindungsreichtum und Neugier brechen sie ihre Zelte in der alten Heimat ab und begeben sich in einen Kulturwechsel der besonderen Art.

Kontaktfreudig und offen werden sie von den Bewohner:innen des kleinen Dorfes aufgenommen. Im gegenseitigen Beschnuppern treffen im wahrsten Sinne des Wortes bayerisch-deutsch geprägte Lebensstandards auf im Hinterhof schnapsbrennende Omas sowie lebenskluge und pragmatische Selbstversorger-Nachbarn mit Pferdekarren. „In Rumänien bist du der Depp, wenn du nicht backen, räuchern, wursten oder wenigstens anständig einkochen kannst“. Und es fließen eine Menge „Blut, Schweiß, Diesel, diverse Körperflüssigkeiten, selbst gebrannter Schnaps und nochmal Blut“ bis die Familie langsam angekommen ist.

Rita Klaus erzählt ihre durchaus anstrengende Geschichte mit einer Menge Humor, wohltuend authentisch und in liebevoller Zuneigung zu ihrem neuen Zuhause – natürlich voll gespickt mit allerlei witzigen und skurrilen Anekdoten. Ob durch das Fehlen wichtiger rumänischer Alltagsskills wie Holzhacken für den Winter, Spinat einkochen und Truthahn schlachten oder auch durch anfängliche Sprachbarrieren. So wird aus dem bevorstehenden Urlaub ein Brand („Wir fahren morgen in das Feuer“) und aus der freudigen Überraschung über den Sonderangebotspreis im Dorfladen versehentlich bekundete Verärgerung.  Zwischen all dem räumt sie als eingefleischter Dracula- und Gothicfan mit allerlei Mythen und Vorurteilen auf, erklärt volkstümliche Legenden und gibt einheimische Rezepte, praktische Alltagstipps sowie Erkenntnisse aus der rumänischen Einsiedelei weiter: „Der Fleischwolf ist der rumänische Thermomix“ (denn schließlich kann man mit ihm auch andere Dinge zerkleinern: Zwiebeln, Obst, sogar ganze Nüsse.)

 

Nach Transsilvanien zu gehen war für die sechsköpfige Familie ein mutiger und fordernder Schritt. Denn Tatsächlich Transsilvanien? Das war die Frage, die sie von völlig verdutzten Freunden und Bekannten am meisten gestellt bekommen haben, wenn sie über ihre Auswanderungspläne erzählten.  Ritas Antwort darauf ist genauso ehrlich wie das gesamte Buch es ist: „Nein, unser Weg nach Transsilvanien war nicht einfach.“ Aber für sie steht fest, dass „sich das Leben in Rumänien intensiver anfühlt. Echter. Richtiger.“

Denn: „In Rumänien laufen die Uhren sprichwörtlich anders, und zwar vorwärts und rückwärts. Gleichzeitig. Es fühlt sich so an, als ob man das Rad der Zeit anhalten und so lange zurückdrehen könnte, bis man wieder mit seinem eigenen atemlos hinterherhetzenden Bewusstsein vereinigt ist.“

Tatsächlich Transsilvanien – Aus dem verrückten Alltag einer bayerischen Auswanderfamilie ist eine äußerst unterhaltsame, inspirierende Geschichte, die nebenbei Sehnsucht nach dem Land jenseits der Wälder weckt.

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