Die Pläne, möglichst umweltfreundlich zu arbeiten und zu wirtschaften, gibt es auf der kanarischen Insel El Hierro nicht erst seit gestern. Sie sind also keine Antwort auf die immer größer werdende globale Sorge um das weltweit schwankende Klima und seine Folgen, aber dafür ein leuchtendes Beispiel in Zeiten wie diesen. Bereits 1997 beschloss die Inselverwaltung, energieautark zu werden, möglichst wenig Abfall zu produzieren, biologisch zu landwirtschaften und nachhaltigen Tourismus zu fördern. Nicht so einfach. Selbst das ehrgeizige Windwasserkraftwerk „Gorona del Viento (GdV)“ brachte es nur auf eine Substitutions-Quote von 50%; der restliche Strom musste mit Dieselgeneratoren produziert werden.
Im Sommer 2019 gelang El Hierro nun ein einzigartiges Pilotprojekt: 24 Tage lang bezogen die Insulaner ihren gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Ressourcen. Das spornte die zweitkleinste kanarische Insel an, ihr ehrgeiziges Umweltprojekt weiterzuführen. El Hierro möchte die erste, vollständig nachhaltige Insel der Welt werden. Dazu gehört auch ein umweltverträglicher Tourismus, denn auf zwei Millionen Einwohner kommen jährlich bis zu 15 Millionen Touristen. Als UNESCO-Biosphärenreservat fühlt man sich doppelt verpflichtet. Dazu gehören zum Beispiel strenge Regeln im Tauchreservat, kleine Pensionen statt große Hotels und die Förderung lokaler Produkte und Handwerke. Beim Transport setzt man auf die Biodieselstrategie – altes Pflanzenöl wird als Kraftstoff genutzt – oder auf Elektromobilität. Für Touristen soll die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie die Benutzung von Sammeltaxen gefördert werden.
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von Solveig Michelsen