Urlaub mit gutem Gewissen 10 politisch und ethisch korrekte Urlaubsziele

Wer fährt schon gerne in ein Urlaubsland, in dem Tiere gequält, die Umwelt verschmutzt und die Menschenrechte mit Füßen getreten werden? Allerdings bekommt man als Tourist davon nur selten etwas mit, weil einem oft eine perfekte Kulisse vorgegaukelt wird. Mit der Liste der Non-Profit-Organisation Ethical Traveler gehen Sie auf Nummer sicher: In diesen Ländern lässt es sich guten Gewissens urlauben.

Meeresschildkröten werden nicht überall so gut geschützt wie auf den Kapverdischen Inseln. | © Patryk Kosmider, iStock

Jedes Jahr veröffentlicht die amerikanische Non-Profit-Organisation Ethical Traveler eine Liste mit zehn Entwicklungsländern, die in Bezug auf Umweltschutz, Sozialfürsorge, Umgang mit Menschenrechten und dem Tierschutz eine langfristig vorbildliche Haltung an den Tag legen. Auch das Urlaubskriterium, also inwieweit sich ein Land für den Tourismus eignet, wird hinzugezogen: Gibt es beeindruckende Landschaften und Möglichkeiten, diese sportlich zu nutzen oder Kontakt zu Einheimischen zu knüpfen? Bei jeder Kategorie wird darauf geachtet, dass es sich hier nicht nur um eine kurzfristige Verbesserung handelt, sondern um eine Entwicklung, die sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet hat. Reporter ohne Grenzen, Unicef, Freedom House und die Weltbank liefern dazu zahlreiche Daten für die Auswertung.

Ziel dieser Hitliste von Ethical Traveler ist es, die sehr bemühten, meist recht armen Länder zu unterstützen und durch Urlaubsmehreinnahmen zu „belohnen“. Da der wirtschaftliche Einfluss der Touristen ein sehr großes Gewicht hat, kann hier jeder einzelne sein Scherflein beitragen und sich entscheiden: günstiger Urlaub von der Stange auf Kosten der Umwelt und der Menschen – oder etwas Neues wagen und bewusster und mit gutem Gewissen reisen?

Dominica: Sechs der zehn ethisch korrekten Reiseziele sind dieses Jahr Inselstaaten, darunter auch Dominica in der Karibik. Während Dominica im Sozialwesen und der (kostenlosen!) medizinischen Versorgung Vorbild für die umliegenden Inselstaaten der Kleinen Antillen ist, hapert es noch ein wenig bei den Menschenrechten: Gleichgeschlechtliche Paare werden hier immer noch diskriminiert. Trotzdem hat sich Ethical Traveler entschieden, das Land auf die Liste zu nehmen – vielleicht weil sich die Insel bald nur noch mit erneuerbaren Energien versorgen und diese auch ihren Nachbarn anbieten will, vielleicht auch als Ansporn, diese letzte Hürde zu einem wirklich politisch korrekten Reiseziel niederzureißen? Auf jeden Fall hat das Land ein neues „Walfach“ etabliert: In Grundschulen wird der Respekt vor diesen und anderen Meerestieren nun verpflichtend unterrichtet.

Grenada: Auch Grenada ist ein kleiner karibischer Inselstaat, der zu den Kleinen Antillen gehört. Besonderer Pluspunkt ist die üppige und reichhaltige Natur, die das Land zu schützen weiß: Korallenzuchtprogramme arbeiten an der Wiederherstellung der durch Erwärmung, Übersäuerung und Verschmutzung zerstörten Korallenriffe. Diese Ökosysteme sind nicht nur wichtige Barrieren gegen Sturmwellen, sondern tragen auch zur Ernährungssicherheit der Bevölkerung bei – direkt durch Fischfang, indirekt durch den Tourismus.

Kap Verde: Die Kapverdischen Inseln vor der Westküste Afrikas bilden den Inselstaat Kap Verde. Auch dieser legt den Fokus auf Natur- und Tierschutz: Als wichtiger Brutplatz für die bedrohte Karettschildkröte bedarf es hier besonderer Umsicht, die gelegten Eier vor Jägern, Feinden und der Verschmutzung zu schützen. Gleichzeitig glänzt das Land in Sachen Gleichberechtigung: In Führungspositionen findet man genauso viele Frauen wie Männer, und Homosexuelle brauchen sich nicht zu verstecken.

Mikronesien: Die föderierten Staaten von Mikronesien im westlichen Teil des pazifischen Ozeans punkten vor allem mit Korrektheit in Sachen Menschenrechte. Auch um die Umwelt haben sie sich verdient gemacht und ein großes Stück Regenwald als Schutzgebiet ausgewiesen, um eine Zerstörung oder bedenkliche Nutzung zu verhindern.

Mongolei: Fast 15 Prozent des Landes stehen unter Naturschutz. 70 Prozent aller mongolischen Hirten erzeugen den benötigten Strom durch Solaranlagen. Solche Zahlen beeindrucken, trösten aber nicht ganz über die Tatsache hinweg, dass die großen Kupfer- und Goldvorkommen einen Minenboom fördern, der auch fragile Landschaften bedroht. Die Regierung hat bereits erste Maßnahmen dagegen ergriffen.

Panama: Ein neues Tierschutzgesetz verbietet Stier-, Hunde- und Hahnenkämpfe. Für Zirkusauftritte gelten strenge Regeln für den Einsatz von Tieren. In Sachen Naturschutz steht Panama an zweiter Stelle der zehn korrekten Reiseziele: Große Gebiete werden wieder aufgeforstet, nachhaltige Ökosysteme gefördert. Außerdem punktet das Land mit einer niedrigen Arbeitslosenrate  (unter 5%) und eine hohen Lebenserwartung, die US-Amerikanern und Europäern in nichts nachsteht (79 Jahre). Auf dem „Happy Planet Index“, einem Maßstab aus Zufriedenheit, Lebenserwartung und ökologischem Fußabdruck, landete Panama auf Platz sieben (Deutschland liegt auf Platz 46!).

Samoa: Im Jahr 2015 wurden zahlreiche Solaranlagen in Samoa installiert, die bereits 2017 den kompletten Inselstaat nördlich von Neuseeland zu 100 Prozent mit sauberem Strom versorgen sollen. Bezüglich der Einhaltung der Menschenrechte gilt Samoa als vorbildlich. Besonderer Wert wird hier auf den Schutz von Frauen, Kindern, Behinderten und Gefangenen gelegt.

Tonga: Für die Fauna und Flora tut Tonga viel und kreiert zum Beispiel neue Meeresschutzgebiete. Auch der Strom soll sauberer werden – man stellt auf Solar um und möchte bis 2020 möglichst 50 Prozent des Bedarfs aus erneuerbaren Energien decken. Nur um die Erfüllung der Menschenrechte steht es noch nicht ganz so gut: Weil sie die Vorgaben der UN-Frauenrechtskonvention nicht in allen Punkten erfüllen, wäre das Land beinahe nicht in die Liste mitaufgenommen. Dafür ist die Alphabetisierungsrate mit 99 Prozent erfreulich hoch (weltweiter Durchschnitt: 84 Prozent).

Tuvalu: Der Inselstaat im Pazifik ist vor allem wegen seiner problematischen Lage im Zuge der Klimaerwärmung bekannt: An seinem höchsten Punkt liegt er nur fünf Meter über dem momentanen Meeresspiegel. Der viertkleinste Staat der Welt legt sich aber gehörig ins Zeug beim Umweltschutz: Solaranlagen sollen Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen bringen. Ende 2014 wurde auch endlich ein Gesetz gegen häusliche Gewalt erlassen.

Uruguay: Das südamerikanische Land ist Vorreiter in Sachen grüne Energie: 90 Prozent der Elektrizität wurden im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energien bezogen. Derzeit ist der weltweit erste nachhaltige Flughafen in Planung. Etwas nachlässiger geht man mit dem Schutz von Savannen um, die durch die groß angelegte Landwirtschaft bedroht sind. Beim Human Development Index belegt Uruguay momentan den höchsten Rang der zehn ethisch korrekten Reiseziele.

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von Solveig Michelsen

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