Camacha

Geographical, Camacha


Camacha, Portugal
  • 0 0 5 0 0 (0)
Informationen zu Camacha:

Fast 700 m über Meeresniveau erhebt sich der flache Bergrücken, auf dem der Ort thront. Er ist umgeben von Terrassenfeldern mit Apfelbäumen (deren Früchte u.a. zu spritzigem cidra, Apfelwein, verarbeitet werden) und feuchten Tälern. Auf dem Grund dieser Täler wachsen die kleinen Korbweiden, aus deren Ruten die Bewohner Camachas Möbel und andere Gegenstände flechten. Gut ein Drittel der Bevölkerung lebt von diesem Handwerk, meist ist die ganze Familie beteiligt. Im Frühjahr schneiden die Männer die Ruten, danach werden sie gekocht oder wochenlang eingeweicht. Durch das - mit einer intensiven Geruchsentwicklung verbundene - Erhitzen erhalten die Weiden ihre rotbraune Farbe. Das Flechten erfolgt in Heimarbeit. Wer ein wenig herumfragt, erhält sicher die Adresse eines dieser Ateliers der vimeiros (vimes heißt Ginster, Binsen). Sonst bleibt einem der Korbwarenmarkt Café Relógio am begrünten, weitläufigen Hauptplatz des Ortes, dem Largo da Achada, wo 1875 das erste Fußballspiel auf portugiesischem Boden ausgetragen wurde. Ein in Camacha ansässiger Brite hatte einen Ball aus seiner Heimat mitgebracht und zwei Mannschaften aufgestellt. Ein modernes Denkmal im Stadtpark erinnert an die Begebenheit. Auch die "Industrialisierung" des Flechtens in Camacha geht auf einige Engländer zurück, bei denen der Bergort Ende des 19. Jhs. als Sommerfrische beliebt war. Sie gaben bei den Bewohnern, die zuvor hauptsächlich Transportkörbe hergestellt hatten, Möbel aus Weidengeflecht in Auftrag - gemäß der damals herrschenden Einrichtungsmode in England. Bald wurden die filigranen Gebilde zu einem wichtigen Exportartikel Madeiras. Heute macht die Billig-Konkurrenz aus Asien den heimischen Korbflechtern zu schaffen.

Nach oben