Einer Vision verdankt diese Stadt ihren Ursprung: Präsident Juscelino Kubitschek träumte in den 1950er-Jahren von einer modernen Hauptstadt für das tropische Wirtschaftswunderland, gelegen auf dem zentralen Hochland, dem Planalto. Zwei Corbusier-Schüler, der Stadtplaner Lucio Costa und der Architekt Oscar Niemeyer, verwirklichten den Traum einer futuristischen Metropole. Nur vier Jahre dauerte es, bis 1960 eine Stadt eingeweiht wurde, die bis heute in der Kühnheit ihres Projekts einzigartig ist: eine Hauptstadt, gebaut für den Autoverkehr, mit strenger Aufteilung der Lebens- und Arbeitsbereiche und identischen Wohnvierteln. Eine Stadt, in der sich der Mensch der Planung und Organisation unterwerfen sollte. Von oben betrachtet ist die Anlage Brasilias am besten zu verstehen: Deutlich ist die Silhouette eines Flugzeugs zu erkennen, der sogenannte Plano Piloto. Eine gerade Ost-West-Achse, genannt Eixo Monumental, bildet den Flugzeugkörper, an den rechts und links die Tragflächen angesetzt sind. An der Flugzeugspitze, dem östlichen Ende des Eixo Monumental, liegt das Cockpit: die Regierungsgebäude und der Präsidentenpalast. Die gebogene Nord-Süd-Straße, der Eixo Rodoviário, bildet die Mitte der zwei Tragflächen, genannt Asa Norte und Asa Sul. Hier befinden sich die Wohngebiete und die nach Funktionen geordneten Stadtsektoren: Banken-, Hotel- oder Botschaftssektor. Heute wohnt weniger als ein Fünftel der Einwohner innerhalb der Beamtenstadt: die Mehrheit lebt in Satellitenstädten außerhalb. Im heißen und trockenen Brasilia ist eine Stadtrundfahrt zu empfehlen.