Bovino ist eines der vielen kleinen Städchen im Hinterland Apuliens, die zwar enorm geschichtsträchtig sind, jedoch relativ weit von den gewöhnlichen touristischen Routen entfernt liegen. Tatsächlich lagert sich der ehemalige Bischossitz auf dem nepolitanischen Appenin um eine kleine Festung aus der normannischen Zeit und gehört zu den 100 schönsten Orten Italiens. Als man Bovino noch Vibinum nannte, schlug Hannibal hier für einige Zeit seine Zelte auf, nachdem er die Römer bei Cannae geschlagen hatte. Von der langen Geschichte des Ortes zeugen daher Mauer- und Turmreste aus der Römerzeit und die Reste eines Aquädukts. Die ursprünglich normannische Festung wurde vom in Apulien allgegenwärtigen Friedrich II. ausgebaut und unter den spanischen Besitzern, der Familie de Guevara, die das Gebäude bis ins 20. Jahrhundert hinein besaßen, in eine herzogliche Residenz verwandelt. Die kleine Kapelle des Schlosses beherbergt u.a. ein Fragment der Dornenkrone Jesu Christi, welches den Gueveras von ihren päpstlichen Verwandten gestiftet worden war. Die Maria Himmelfahrt geweihte Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert geht auf mehrere Vorgängerbauten bis ins 7. Jahrhundert zurück. Sie musste jedoch unter anderem wegen Erdbebenschäden mehrmals neu errichtet werden, zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts. Bekannt ist sie als älteste Kirche Apuliens, in der die Messe nach lateinischem Ritus gefeiert wurde. Bovino ist von vielen Hügeln und einer dicht bewachsenen Schlucht umgeben, die einst Räubern Unterschlupf bot, welche hier eine wichtige Ost-West-Verkehrsachse des italienischen Stiefels kontrollierten. Glücklicherweise hat das Räuberdasein inzwischen stark an Popularität eingebüßt und so setzt der mittelalterliche Ort, umgeben von üppigem Grün, vor allem auf Tourismus. Bovino eignet sich für einen Erholungsurlaub mit langen Spaziergängen oder Fahrradtouren.