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LifestyleDie heißen Naturquellen bei Bagni San Filippo

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Wasser, das Urelement des Lebens, fasziniert in seinen vielfältigen Erscheinungsformen die meisten Menschen und zieht sie magnetisch an.

Unabhängig von dem Bedürfnis nach körperlicher Reinigung, ist die Lust in das erfrischende Nass einzutauchen und sich darin zu bewegen und zu tummeln, bei Erwachsenen wie Kindern sehr groß. Vor allem wenn es sich um natürliche und erst recht, wenn es sich um warme Quellen handelt.

Im schönen Val d’Orcia, ca. 50 km südlich von Siena am Fuße des Vulkankegels Monte Amiata, dem heiligen Berg der Toskana, fernab des Massentourismus, befindet sich das kleine Thermalbad Bagni San Filippo. Es gilt als das älteste natürliche, von Menschen genutzte Heilbad der Welt, das direkt aus einer heißen Quelle gespeist wird. Vermutlich badeten im Altertum hier schon die Etrusker und die Römer. Es ist überliefert, dass auch Lorenzo de’ Medici, der Prächtige, in der Renaissance an diesem Ort Heilung suchte.

Entdeckt und erstmalig schriftlich erwähnt wurde es 1271 von Filippo Benizi, einem Prior aus Florenz. Er zog das Leben in religiöser Einsiedelei den anstrengenden und herausfordernden Verpflichtungen eines Papstes vor und floh vor seiner Wahl zum kirchlichen Oberhaupt in das damals noch wilde und unzugängliche Tal, wo er sich in einer Grotte verbarg, die auch heute noch dort vorzufinden ist. Später wurde er heilig gesprochen und sowohl der Ort als auch die Kirche wurden nach ihm benannt.

Der Ort selber ist wirklich sehr klein, so klein, dass es nur eine Straße hindurch gibt, die zudem nur in eine Richtung zu befahren ist. Die wenigen Wohnhäuser gruppieren sich um das Kurhotel, neben dem das auch öffentlich zugängliche Thermalbad liegt und um die ebenfalls sehr kleine Kirche. Immerhin gibt es zwei Osterien, die eine vorzügliche einheimische Küche anbieten, und zwei typische kleine Kaufmannsläden, in denen die Dorfbewohner auch ihren Café trinken.

Wenn man sich dem kleinen Bergdorf nähert, kann man schon von Weitem den schwefeligen Geruch der natürlichen Heilquelle wahrnehmen, die aus den Tiefen des Vulkangesteins angenehm temperiert mit 25 °C bis zu 52 °C hervorsprudelt und sich als „Rio Bianco“ den Weg durch das stille Tal bahnt.

Unterhalb des im Ort einzigen kleinen Hotels Terme mit dem Charme der 70er befindet sich das kleine, einfache Thermalbad, das durch einen direkten Zulauf beständig mit dem heißen Wasser gespeist wird. Von Mai bis November kann man dort in ca. 38 °C warmem Wasser herrlich schwimmen und relaxen. Eintritt für den ganzen Tag € 10,00 inklusive Liege Sonnenschirm, Umkleide, Duschen und WC. Mutige probieren die heiße Felsendusche aus, die mit 52 °C schon etwas herausfordernd ist. Wer glaubt, in dem Schwimmbecken ausdauernd lange schwimmen zu können, wird schon nach 10 Minuten ermüdet auf der Stelle treiben. Viel gesünder ist es, sich ohne Anstrengungen im Wasser treiben zu lassen und die Wärme auf Gelenke und Knochen wirken zu lassen. Zwei Bademeister wachen darüber, dass niemand zu Schaden kommt.

Das milchig trübe Wasser ist nicht nur herrlich warm, sondern es enthält viele wertvolle Mineralien wie Schwefel, Sulfat, Kalzium(-carbonat) und Magnesium, die sich heilsam auf Gelenke, Knochen, Haut, Nasennebenhöhlen, Bronchien und Lungen auswirken. Diese besondere Zusammensetzung lässt auch die außergewöhnliche Farbe des Wassers entstehen, das an einen weiß und türkis schimmernden Opal erinnert. Der feine weiße Mineralschlick, der sich auf dem Boden absetzt, wird auch als natürlicher Fango für Körperpackungen, Gesichtsmasken oder für Peelings verwendet. Er reinigt die Haut und macht sie samtweich und zart. Die warmen Dämpfe werden für Inhalationen und Aerosoltherapien genutzt.

Wer länger dort verweilen möchte, findet im angrenzenden Kurhotel ein komfortables und stilvolles Ambiente, das alles für einen gelungenen Wohlfühlaufenthalt bietet. Seit ca. 60 Jahren werden dort diverse Massagen, Kosmetik und medizinische Anwendungen aus den natürlichen Ressourcen der Heilquelle angeboten.

Baden macht sehr hungrig, dafür bietet der Ort zwei authentische kleine Osterien, von denen mindestens eine geöffnet hat. Quasi Wand an Wand mit der kleinen Kirche San Filippo ist das kleine Lo Spugnone ( der Löffel ) , wo die Brüder Matteo und Tiberio bedienen, während in der Küche die Mutter Giuseppina das Sagen hat und göttliche traditionelle toskanische Speisen zaubert. Gleich gegenüber dem Terme Hotel betreibt Maurizio das Il Ritrovo di San Filippo.

Am schönsten jedoch ist es, durch den Wald im kleinen Tal entlang des Baches abwärts zum Fosso Bianco zu laufen. Wo auch immer das mineralienreiche Wasser der Quelle aus dem Felsen ausgetreten ist, haben sich im Laufe der Zeit grandiose weiße und ockerfarbene Kalksinterablagerungen gebildet. Es ist wirklich ein beeindruckendes Naturschauspiel, wenn man dem kleinen Pfad bergab folgt und sich plötzlich aus dem dunklen Wald ein riesiger, strahlend weißer Kalksinterabhang auftut, der aus dem Felsen herauszuquellen scheint. Die Einheimischen nennen ihn zu Recht Balena Bianca, weißer Wal. Denn in der Tat mutet seine Form wie der große Kopf eines Buckelwales an. Majestätisch und würdevoll in sich ruhend schaut er auf seine Besucher und regiert über das stille Tal. Früher haben die Menschen ihn erklettert und direkt in seinen Gruben und Becken im heißen Wasser gelegen. Heute ist er als Naturdenkmal geschützt und die Badelustigen müssen mit dem etwas kühleren Wasser im Bach vorlieb nehmen.

Wildromantisch formt der Bachlauf zahlreiche Terrassen, in denen sich das Wasser zu natürlichen Badebecken aufstaut. Hinter jeder Wegbiegung tut sich ein weiteres Becken auf, gänzlich verschieden von dem vorherigen. So reiht sich eines an das andere, von Felsen und grünem Buschwerk umgeben, solange, bis die urwüchsige Vegetation ein Begehen nicht mehr zulässt. Die kleinen, flachen Becken sind weißlich trüb und sehen aus wie mit verdünnter Milch gefüllt. Die breiteren und tieferen leuchten in einem feinen, pastelligen Türkis. Wasserfälle in allen Größen verbinden die Becken miteinander. Ihr fortwährendes, ruhiges Plätschern und Murmeln ist allgegenwärtig.

Es ist sehr beliebt, dort inmitten der idyllischen Natur in diese Becken einzutauchen oder sich unter einem Wasserfall den Rücken massieren zu lassen. Viele Besucher finden den Weg hierher. Auffallend ist die schon fast andächtige Ruhe an diesem verwunschenen Ort. Die Besucher respektieren einander, jeder sucht sich seine „Badewanne“, um ganz für sich im Einklang mit den Elementen der Natur, begleitet vom Vogelgezwitscher, die Badefreuden zu genießen, zu entspannen und sich mit besinnlicher Ruhe aufzutanken. Das ist wahres Retreat, ein Platz, der innere Einkehr und Kontemplation ermöglicht.

In der kühlen Jahreszeit zeigen die Quelle und das Thermalbad ihre mystische Seite, wenn durch den Temperaturunterschied bedingt Nebelschwaden über dem Wasser schweben und man sich dadurch in eine zauberhafte Märchen- oder Fantasywelt versetzt fühlt. Das Tal von San Filippo ist wahrlich ein besonderer Ort, ein Meisterwerk der Natur, geschaffen von der Kraft der Erde und ihren Elementen. Diejenigen, die es für sich entdecken und sich seiner Energie öffnen können, werden reich beschenkt.

Anfahrt:

Den im Val d’Orcia gut ausgeschilderten Ort Bagni San Filippo erreicht man über die Cassia (Regionalstraße) SR 2 oder über die Autostrada A1 zwischen Florenz und Rom, von der Autobahn-Ausfahrt Chiusi-Chianciano Terme sind es noch 33 km.

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