Unsere AutorenJochen Könnecke

© Jochen Könnecke

Jochen Könnecke ist für DuMont Reise unterwegs in Lettland.

Autor der DuMont-Reiseführer:

Co-Autor des DuMont Reiseführers:

Woher kommen Sie?

Ich erinnere mich noch gut an meine Abschiedsworte als Schauspieler am Stadttheater St. Gallen, die ich am letzten Tag der Spielzeit an das versammelte Ensemble richtete. Entschlossen, mir neue Herausforderungen zu suchen, hatte ich meinen Vertrag bewusst nicht verlängert, nur um eine lange Reise in den Osten Europas zu unternehmen. Passend zu meinen Plänen bezog ich mich auf Albert Camus, dessen Stück "Die Gerechten" wir gerade aufgeführt hatten, und zitierte Worte aus seinem Reisetagebuch, dass "das Reisen eine gleichsam höhere und ernstere Wissenschaft sei und uns zu uns zurückführen würde".

Was haben Sie bisher gemacht?

Mein knapp einjähriger Aufenthalt in Lettland und Russland brachte mir dann zumindest mehr Erfahrungen ein als ein weiteres Jahr an einem konventionellen Stadttheater. Die Magisterarbeit am Ende des Schauspielstudiums am Mozarteum Salzburg hatte ich nämlich über die russische Theaterlegende Vladimir Vysockij und das Moskauer Taganka-Theater, an dem er jahrelang gearbeitet hatte, geschrieben. Nun durfte ich doch tatsächlich bei den Proben des langjährigen Intendanten des Theaters, Jurij Ljubimov, zusehen, unter dem auch der viel zu früh verstorbene Schauspieler-Sänger gespielt hatte. Ein Traum war in Erfüllung gegangen.

Wie kam es zum ersten Reiseführer bei DuMont?

In Riga lernte ich dann die Heimat meiner Freundin kennen, und endlich auch ihren Vater, einen Journalisten, dessen Leidenschaft es war, seine Stadt zu fotografieren und zu ausführlich zu beschreiben. Die Idee entstand, einen deutschen Verlag für seine Werke zu suchen. Was letztendlich dabei herauskam, war viel mehr als erwartet: ein gemeinsam verfasster Reiseführer über Lettland beim DuMont Reiseverlag!

Welche Beziehung haben Sie zu Lettand?

Die Recherchereise durch das kleine Land zwischen Litauen und Estland war für mich wie eine Fahrt in die Vergangenheit. Die Rückständigkeit mancher Gegenden, die Unberührtheit einiger Landstriche, aber auch die Überbleibsel deutscher Geschichte und nicht zuletzt die Relikte aus der jüngeren lettischen Geschichte hinterließen einen starken Eindruck bei mir.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihrer Reiseführer aus?

Reiseführer sind für mich mehr als pure Hinweisgeber, sie sollten auch ausführliche Hintergrundinformationen liefern, vielleicht auch solche, die man in einem Reiseführer nicht unbedingt erwarten würde. Ich führe meine Leser lieber in unbekanntere Gefilde, dorthin, wo die Masse der Touristen noch nicht war. Nichtsdestotrotz muss ein guter Reiseführer natürlich die wichtigsten Infos präsentieren.

Was packen Sie in Ihren Koffer, wenn Sie nach Lettland fahren?

Fahre ich im Sommer nach Lettland, nehme ich natürlich meine Badesachen mit. Am endlosen Strand von Jurmala entlangzuschlendern - dem größten Seebad des Baltikums - ist unglaublich entspannend.

Was ist in ihrem Koffer, wenn Sie aus Lettland zurück kommen?

Komme ich aus Lettland zurück, habe ich meistens Süßes in meinem Koffer, vor allem Schokolade aus der Rigaer Schokoladenfabrik "Laima". Wenn ich etwas verschenken will, besorge ich mir handgemachte Stoff- oder Lederprodukte.

Was unternehmen Sie, wenn Sie die Recherche vor Ort beendet haben?

Am liebsten leihe ich mir im Gauja-Nationalpark ein Kanu aus und fahre mit Freunden einen ganzen Tag lang durch das schmale Flusstal mit den roten Felswänden. Oder aber ich bleibe in Riga und gehe in eine Vorstellung des Neuen Rigaer Theaters, dessen Intendant Alvis Hermanis mit sehenswerten Aufführungen auch international auf sich aufmerksam gemacht hat.

Ihr beeindruckendstes Erlebnis während der Recherche?

Es klingt vielleicht belanglos, aber am eindrucksvollsten war für mich die Fahrt entlang der sogenannten Dagava-Schleifen im Südosten Lettlands, nahe der russischen und weißrussischen Grenze. Die Daugava, der größte Fluss Lettland, fließt hier noch völlig unbegradigt in neun Schleifen durch ein idyllisches Tal, in dem auch das kleine Dorf Slutišķi liegt, einer Siedlung russischer Altgläubiger, die hier völlig zurückgezogen in ihren uralten Holzhäuschen leben.

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