Unsere AutorenHans E. Latzke

Quelle: © Hans E. Latzke

Autor Hans E. Latzke ist für DuMont Reise unterwegs in der Türkei, in der Auvergne, auf Rhodos und Malta.

Was hat Sie zum Reisen und Schreiben gebracht?

Nach dem Studium (Soziologie, Politologie, Psychologie, Jura) stand ich vor der Alternative, Verwaltungsbeamter zu werden oder zu reisen. Ich entschied mich für das Reisen, es war ein Auftrag für den DuMont Reiseverlag, ein Reise-Taschenbuch über Malta zu schreiben. Geschichte, Archäologie, Ethnologie waren meine Hobbys - und durchaus spannender als § 35 VwVfG. Daraus wurde ein fester Job, als man mich nach den ersten Kapiteln bat, als Lektor bei DuMont einzusteigen. Beim Reisen spezialisierte ich mich auf die Regionen des alten Osmanischen Reichs, von Griechenland bis Tunesien, Frankreich kam aus Leidenschaft dazu.

Welche Beziehung haben Sie zu Ihren Reiseregionen?

Bis heute fahre ich oft und gern durch „meine“ Reiseregionen, die ich fast besser kenne als meine Heimat, am liebsten mit meiner wunderbaren Frau, die zwar nicht schreibt, aber einen ausgeprägten Blick für alles Schöne hat. Aber natürlich nimmt man als Autor, der über längere Zeiträume ein Land oder ein Gebiet beobachtet und darüber schreibt, auch sehr scharf die weniger positiven Entwicklungen wahr, sei es die starke Verstädterung auf Malta, die Eurokrise in Griechenland, die wachsende Islamisierung der Türkei, in allen Ländern eine grundlegende Kommerzialisierung des Reisens – vieles, was uns auf Reisen so gut gefällt, ist so der Modernisierung zum Opfer gefallen. Einzig die Auvergne ist noch fast so geblieben wie sie immer war.

Was interessiert Sie am Reiseführerschreiben?

Erfahrungen mit Menschen, anderen Gedanken, das Staunen, das Wissen, das Verstehen. In beliebiger Reihenfolge.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Inhalte Ihres Reiseführers aus?

In jedem Reiseführer gibt es natürlich die „Pflicht“, also die zentralen Orte, die wichtigen Sehenswürdigkeiten. Dabei ist es interessant, genauer hinzugucken, schwer zugängliche Literatur zu finden, Geschichten zu erzählen, die woanders nicht zu lesen sind. Die „Kür“ sind dann die Ecken, die man nicht so leicht entdeckt, Orte mit Flair, romantische Kleinhotels, Aktivitäten für aktive junge Leute oder für Familien mit Kindern, schöne Routen zum Wandern, außergewöhnliche Einkaufstipps, gute Partylocations.

Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis?

In der Türkei hat uns mal eine Nomadenfamilie eine antike Stätte gezeigt, bei der sie ihr Lager aufgeschlagen hatte. Danach bot sie uns trotz Ramadan zu essen und zu trinken an. Wir haben nicht abgelehnt – ein Ethnologe isst alles mit – obwohl es eigentlich nicht wirklich genießbar war. Aber es war ein ganz berührendes Erlebnis einer Gastfreundschaft der alten Zeit. Ist aber schon eine Weile her.

Was packen Sie in Ihren Koffer, wenn Sie in Ihre Reisegebiete fahren?

Auch eine lange Hose, ein ordentliches Hemd, ein Sakko... es gibt Situationen, in denen ich nicht nur Tourist sein kann. Kamera, Diktiergerät, Laptop... Recherchieren ist auch Arbeit. Schwimmsachen, Sportschuhe, meinen Tauchschein...

Was ist im Koffer, wenn Sie zurück kommen?

Gewürze, Kaffee, Kritharaki, Ayvar ... alles Landestypische, was ich in der Küche gern verkoche. Musik-CDs … in der Türkei gibt es eine tolle Pop-Szene. Bücher, Prospekte … Infos für das Schreiben. Küchenutensilien, griechische Retsina-Gläser, Glas aus Malta, Keramik aus Kütahya ... hm, auch ein paar türkische Teppiche, aber irgendwann ist der Koffer dann voll.

Was tun Sie, wenn Sie viel Zeit haben?

Schön ist ja, dass ich immer Zeit habe, das zu tun, was ich spannend finde. Für Entdeckungen, Erlebnisse, Erfahrungen. Ich war einmal in einem Resort, damals gab‘s noch kein All-in, aber es war nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich bin selten länger als drei Tage in einem Ort oder einem Hotel. Und wenn ich unterwegs bin, kommen die spannenden Dinge wie von selbst ... Auch die weniger schönen, klar, aber das gehört zum Leben.

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