ReiseHoch wie Tief
Teneriffa ist die größte der Kanarischen Inseln. Als gigantische Keule liegt sie im Atlantik, zieht jährlich tausende von BesucherInnen an, beeindruckt mit Einzigartigkeit & nachhaltigem Handeln.
360km Küstenlinie, gesäumt von Badestränden, Fischerbooten, Promenaden und felsigen Klippenlandschaften. In den Tiefen tummeln sich bis zu 30 verschiedene Delfin- und Walarten, tauchen nur selten auf, feuern eine Wasserfontäne in die Höhen und sind sodann wieder im dunklen Blau verschwunden. In Kontrast stehen die Gipfel der Vulkanebenen, mit 3719m allen voran der des Pico del Teide.
Knapp 1 Mio. Tinerfeños – wie Einheimische über Landesgrenzen hinaus bekannt sind - leben hier auf einer Fläche von 2.034 km2. Es ist beschaulich, dennoch sollten Distanzen aufgrund der kurvenreichen Höhenunterschiede nicht unterschätzt werden. Gegrüßt wird mit »hola«: Offiziell zugehörig zu Spanien, ist es topographisch betrachtet bereits Afrika zuzuordnen.
Bekannte Destinationen sind die Hauptstadt Santa Cruz mit avantgardistischer Kunst, einem neu-modernen Stadtbild, zahlreichen Museen, tropischen Parks und einer äußerst lebendigen Restaurant-, Cafe-, und Barszene. Die Winde und Wellen des Strandes von El medañosind bei Surfern aus der ganzen Welt bekannt. Laien wie KönnerInnen bauen hier ihre „skills“ aus. Von RomantikerInnen wird wiederum das einstige Fischerdörfchen La Caleta geschätzt. Obwohl der Tourismus mit Luxus-Hotels unaufhörlich in das Land zieht, kann man noch die ursprüngliche Alternativität des Ortes spüren. Fraglich ist, wie lange noch.
Teneriffa bietet so gelesen klassisches wie paradiesisches Urlaubsfeeling. Kulinarisch werden keine Wünsche offengelassen, Aktive wie Erholungssuchende „kommen auf ihre Kosten“, das Wetter ist traumhaft. Manch einer mag sich fragen, was die Einzigartigkeit der Insel ausmacht, was sind sogenannte »secret places«, was kann man nur hier erleben? Zwei Besonderheiten, hoch wie tief, stechen dabei besonders in das Auge:
Die Unterwasserwelt
Wenige Regionen der Welt bieten einen so diversen und gleichzeitig zugänglichen Reichtum unterhalb der Wasseroberfläche. Taucherbrille, Sauerstoffflasche, Schnorchel, Flossen und Boote sind das Tor zu einer einzigartigen Welt. Denn das felsige Gestein, die Grotten, Spalten und Höhlen der Vulkaninsel sind die Heimat von unzählbaren Meeresbewohnern. Barsche, Barrakudas, Papageien- und Trompetenfische, Rochen, Mantas, Schildkröten, Korallen. Die Artenvielfalt wird durchzogen von dem leuchtenden Grün der Algen und der durch die Wasserfläche brechenden Sonne. Die Temperatur ist angenehm, zwischen 17°C – 24°C Grad.
Ist das nicht schon überwältigend genug, sind es spätestens die verschiedenen Hai- und Walarten, 26 – 30 werden gezählt. Je nachdem, ob nur Heimische oder auch Durchreisende betrachtet werden. Ihre Bekanntschaft macht man gemeinhin aus der Ferne, vom Boot aus. 60m Distanz müssen mindestens zwischen den lärmempfindlichen Meeressäugern und ratternden Motoren liegen. Sonden und Lautsprecher sind als häufig eingesetzte Hilfsmittel ambitionierter Tourenanbieter mittlerweile tabu. In der Vergangenheit zwang man die Tiere so gewaltsam zum Auftauen. Doch man hat gelernt. Das Vorgehen ist zunehmend von nachhaltigen Gedanken inspiriert. Die Regierung vergibt heut offizielle Lizenzen des „sanften Whalewatchings“.
Zwischen zwei und fünf Stunden dauert ein Waltörn. Geeignete Regionen sind vor allem am südlichen Zipfel gelegene Orte wie Puerto de Los Cristianos, Puerto Colón und Puertode Santiago bzw. Los Gigantes. Bei der Auswahl einer der zahlreichen Anbieter sollte mit der angesprochenen Sensibilität hinsichtlich des Tierwohls vorgegangen werden.
Der Himmel
Das Thema des nachhaltigen, zukunftsorientierten Handelns ist nicht nur unterhalb des Meeresspiegels von besonderer Relevanz: Uns allen sind Bilder leuchtendender Megastädte nicht fremd. Metropolen platzen aufgrund von Bevölkerungswachstum und Landflucht aus den Nähten. Für den Erhalt all des Fortschritts schießen Industrieplantagen aus dem Boden. Der Terminus der Luftverschmutzung gerät in aller Munde. Schätzungen weisen darauf hin, dass mittlerweile 99% der EuropäerInnen in solch kontaminierten Regionen leben.
Global ist es zu einem Privileg wie einer Rarität geworden, den Sternenhimmel in seiner wahren Pracht zu sehen. Die Folgen sind verheerend: Der natürliche Tag- und Nachtrhythmus des Menschen ist gestört, Schlaf- und Wachphasen kommen in ein Ungleichgewicht. Tiere, allen voran Vögel und Fledermäuse, sind betroffen. Doch auch Pflanzen und Bäume merken die plötzlichen Umschwünge, leiden.
Was Wenigen bekannt ist: Seit dem 1. Weltkrieg ist Teneriffa ein geschätzter Forschungsraum der Astronomie. Sowohl die Klarheit des Himmels, die Luftqualität als auch die geographische Lage machen sie zu einem einzigartigen Ort für FreundInnen des Universums. Heute: Laien wie WissenschaftlerInnen. „Place to be" ist der Teide Nationalpark, von der UNESCO offiziell als sogenannte Starlight Destination eingestuft. Seit 1964 befindet sich hier auf 2400m das Observatorio del Teide. Hier herrschen optimale Bedingungen und dafür hat man bewusst gesorgt: Industrie, künstliches Licht und elektromagnetische Strahlung sind oberhalb von 1500m gesetzlich verboten. Flugrouten unterliegen strenger Beobachtung. Zusätzlich bilden Passatwolken eine natürliche Schutzschicht vor dem Smog der belebten Küstenregionen.
Die Luft ist sauber, die Atmosphäre klar, der Nachthimmel samtschwarz, durchzogen von blauen Akzenten. Dazwischen Lichtblitze abertausender Sterne. Für Interessierte werden Führungen und Nachtbeobachtungen angeboten. Ambitionierte BeobachterInnen wiederum sprechen bereits von einem neuen Trend: Dem Astrotourismus.
Meer, Land und Himmel Teneriffas bieten Außergewöhnliches. Und doch: Jeder und Jede hat seinen ganz eigenen Lieblingsort, seine eigene außergewöhnliche Erfahrung. Die kanarische Insel bietet dafür reichlich Vorlagen
Autorin: Lea Katharina Nagel