von M. Möbius, Kabelvåg/Norwegen

Die HurtigruteAuf der Reichsstraße 1

Quelle: DuMont Bildarchiv/Jörg Modrow

Der große Dreiklang von Wasser, Grün und Stein durchtönt ganz Nordnorwegen, und in ihm hat dieses Land seinen Takt und sein Maß, wie man nirgends deutlicher gewahr wird als von der "Reichsstraße 1" aus, auf der seit über 100 Jahren tagtäglich die welt berühmten Postschiffe der Hurtigrute zwischen Bergen und Kirkenes verkehren.

Rund 2500 Seemeilen legen sie auf dem Weg von und zum äußeren Nordosten des Landes zurück und laufen dabei 34 Häfen an, manche mit internationalem Schiffsverkehr, andere nur mit einer einzigen Anleger. Es ist ein Erlebnis, sich den hohen Norden auf diese Weise zu erschließen, denn in einer Zeit, da die Landschaften unserer Erde in kaum überschaubarem Maße verändert werden, nimmt sich „Utkant-Norge“, der äußere Rand des Königreichs, nahezu wie ein Anachronismus aus: Mal geht es durch Schärengärten, mal durch Fjorde und enge Sunde, dann wieder aufs offene Meer, bald an majestätischen Bergen und Gletschern, aber auch an lieblichen Feld- und Wiesenlandschaften vorbei. Im Sommer beziehen die Tage die Nächte mit ein, mit Himmelsfarben von unbeschreiblicher Schönheit. Im Winter, wenn es nördlich des Polarkreises nicht hell wird, erleuchten Mond und Sterne die eisklare Welt, und mit etwas Glück huscht Nordlicht durch die Dunkelheit. Im Frühling und Herbst wird die Fahrt zu einer Reise durch die Jahreszeiten, denn während im Süden Bäume blühen oder rotgelb-golden aufleuchten, herrscht im Norden noch oder bereits der Winter.

Postschiffe im Liniendienst

Eingerichtet wurde die Postschifflinie im Juli 1893. Am 2. Juli verließ das Dampfschiff „Vesteraalen“ erstmals den Hafen von Trondheim mit Kurs auf Hammerfest. War ein Brief zwischen diesen beiden Orten bis dahin rund drei Wochen im Sommer und fünf Monate im Winter unterwegs, verkürzte sich diese Zeit nun auf wenige Tage. Bald wurde die Hurtigrute – der Name bedeutet soviel wie Schnellroute – als Revolution im Verkehrs- und Kommunikationswesen gefeiert, und so dauerte es nicht lange, bis der Linienverkehr ausgeweitet wurde: 1898 kam Bergen als südlichste Endstation hinzu, ab 1907 fuhren die Schiffe über Hammerfest hinaus bis Vadsø, seit 1914 wird auch Kirkenes ange laufen.

Die schönste Seereise der Welt

Die Pünktlichkeit der Linie ist legendär, und da die zur Zeit 14 in Dienst stehenden Schiffe alltägliche Transportmittel für die Küstenbewohner, Kreuzfahrtschiffe für Touristen und Frachter für unterschiedlichste Güter zugleich sind, kann man in den Häfen das Laden und Löschen der Fracht beobachten, trifft „echte“ Norweger und muss doch auf guten Service und manchen Luxus nicht verzichten. Selbstverständlich kann man in jedem der Häfen auch an Land gehen, und obendrein bietet Hurtigruten ganzjährig eine Vielzahl an Ausflügen, die im Baukastenprinzip individuell kombiniert werden können: Da finden sich Bus – und Bootstouren ebenso wie Hundeschlitten- und Schneemobil-Fahrten, geführte Stadt rundgänge nebst Museums- und Konzert besuchen, Vogelbeobachtungen und und und – natürlich alles auch auf Deutsch. Schnell kann es passieren, dass man diese extravaganten Eindrücke nicht mehr missen möchte, und wer einmal Norwegen von „draußen“ geschaut hat, für den ist der Gedanke an Schönheit häufig für alle Zeiten an dieses Land gebunden, das widerhallt vom Pulsschlag der Natur. Und der versteht auch, warum die Hurtigrute, die Jahr für Jahr allein über 30 000 deutsche Passagiere zählt, in der Welt des internationalen Reiseverkehrs einen herausragenden Stellenwert besitzt, ja als „schönste Seereise der Welt“ bezeichnet wird.

Information

Hurtigruten GmbH, Kleine Johannisstraße 10,
20457 Hamburg, Tel. 0 40/37 69 30, Fax 0 40/36 41 77,
www.hurtigruten.de

 


Nach oben