von Cornelia Franz

Ein Markt mit VolksfestcharakterFisch gibt es hier auch noch

Quelle: © iStockphoto.com / intraprese

Fisch ist unverändert ein wichtiges Thema in Hamburg – auch wenn sich der sogenannte Fischmarkt längst zu einem rummelartigen Vergnügen ausgewachsen hat, das man nichtsdestotrotz wenigstens einmal erlebt haben sollte.

Zwar liegt Hamburg nicht an der Nordsee, wie viele Binnenländer vermuten, aber die seit jeher schiffbare Elbe verbindet die Hansestadt direkt mit den Weltmeeren und ihren Fanggründen. In der rekonstruierten Fischauktionshalle direkt am Hafenkai – heute ein multifunktionales Veranstaltungszentrum – wurden einst die Fänge ganzer Kutter und Trawler versteigert. Fischauktionen gibt es auch heute noch – einige hundert Meter weiter elbabwärts und nur für Fisch verarbeitende Betriebe und den Einzelhandel. Kühlketten sorgen dafür, dass hier selbst tropische Fische und Krustentiere, fangfrische Schwertfische oder Red Snapper „unter den Hammer“ kommen und vielleicht schon abends appetitlich zubereitet auf dem Teller eines Restaurantgastes liegen.

Tradition seit 1861

Der Fischmarkt für die Bewohner fand früher – auch – am Sonntagmorgen statt, noch vor dem Kirchgang, später wurde es draußen zu warm für die Fische. Diese Tradition hat sich erhalten, und zum Fischmarkt am Hafen jeden Sonntagmorgen von 5 bis 9 Uhr (im Winter ab 7 Uhr) treffen sich Tausende, Touristen und einige Nachtschwärmer, die „durchgemacht“ haben, dazu Familien, die hier von lebenden Kaninchen und meterhohen Palmen bis zum Kabeljau alles mögliche einkaufen können. In vielen Hamburger Familien hat ein wöchentliches Fischgericht noch immer Tradition. Da wundert es nicht, dass Hamburg mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 13 Kilogramm Fisch im Jahr an der Spitze aller Bundesländer liegt.

Es gibt noch Fischer

Der Anteil heimischer Fischer an dem in Hamburg verkauften Fang ist im Laufe der Jahre immer geringer geworden. Gerade sechs Kutter sind von der einst größten Fischereiflotte des Deutschen Reiches auf der Hamburger Elbinsel Finkenwerder übrig geblieben. Zunehmende Konkurrenz, leer gefischte Fanggründe und Umweltprobleme in der Elbe kamen zusammen. Drei historische Segelkutter haben sich, von Stiftungen betreut, in die moderne Zeit und in Museumshäfen retten können. Im Gebiet des Hamburger Hafens sind noch zwei Berufsfischer aktiv. Einer von ihnen ist Olaf Jensen, der in seinen Reusen und Stellnetzen Aal, Zander und Butt fängt. Und da die Elbe in den letzten Jahren wieder sauberer geworden ist, hat sich sogar der Stint zurückgewagt. Zwischen Februar und April kommen die kleinen lachsartigen Fische zum Laichen aus der Nordsee elbaufwärts. Ab Blankenese werden sie gefangen und bereichern gebacken, gebraten, geräuchert, in der Suppe oder sauer eingelegt als lokale Spezialität für eine kurze Zeit die Speisekarten von Fischrestaurants in Hamburg und Umgebung.

Nützliche (Fisch-)Adressen

Altonaer Museum
Zur Kulturgeschichte der norddeutschen Küstenregion gehört auch die Fischerei. Historische Schiffsmodelle, Dokumente und andere Exponate informieren zum Fisch- und Walfang der letzten 300 Jahre.

Fischereihafen-Restaurant
Kulinarische Institution mit regionalen Ham burger Fischgerichten, dazu feine Küche mit Fisch- und Krustentieren (Große Elbstraße 143, Altona, Tel. 0 40/38 18 16, www.fischereihafenrestaurant.de ; tgl. 11.30–22.00, Fr. und Sa. 11.30–22.30 Uhr)

Goldfisch
Modernes Szenebistro mit Fisch- und anderen Gerichten direkt am Isekanal, dazu Kajak- und Kanuverleih (Isekai 1, Eppendorf, Tel. 0 40/57 00 96 90, www.goldfisch.de ; Mo.–Fr. 12.00–23.00, Sa. und So. 10.00–23.00 Uhr)

Oyster Bar
Nachdem der legendäre „Schümanns Austernkeller“ vor einigen Jahren schließen musste, können sich Liebhaber von Fines de Claires, Irish Donegal und Sylter Royal jetzt im Restaurant des Grand-Elysée-Hotels treffen (Rothenbaumchaussee 10, Rotherbaum, Tel. 0 40/41 41 27 23, www.grand-elysee.com ; Mo.–Sa. 13.00–24.00, So. 17.00–24.00 Uhr)

Daniel Wischer
Traditions-Fischbratküche seit 1924 – nach dem Einkauf in der Mönckebergstraße geht „man“ für ein Goldbarschfilet „Orly“ oder eine Fischfrikadelle mit hausgemachtem Kartoffelsalat zu Wischer (Spitaler Straße 12, City, Tel. 0 40/32 52 58 15, www.danielwischer.de ; Mo.–Sa. 11.00– 20.00 Uhr. Steinstraße 15a, City, Tel. 0 40/2 52 57 95; Mo.–Sa. 11.00–16.00 Uhr)


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