von Lothar Schmidt

Medina AzaharaEin Museum gräbt sich ein

Maurische Baukunst in Medina Azahara © Arthur F. Selbach / DuMont Bildarchiv

Ein Besuch im Ende 2009 bei der Ausgrabungsstelle Medina Azahara eröffneten Museum vermittelt ein anschauliches Bild der einstigen Palaststadt.

Ende 2009 weihte Königin Sofía die Sede Institucional y Área de Gestión Integral del Conjunto Arqueológico de Madinat al-Zahra ein. Der lange und komplizierte Titel dieses neuen Museumskomplexes – zugleich Verwaltungssitz der Ausgrabungsstätte Madinat Al-Zahra bei Córdoba – steht in einem deutlichen Gegensatz zur Achitektur, die das Madrider Architektenpaar Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano entworfen hat: Das flache, sich gleichsam im Erdreich versteckende Gebäude wirkt nämlich ganz klar und auf das Wesentliche reduziert – so als wäre es selbst erst bei den jüngsten Ausgrabungsarbeiten entdeckt worden.

Unterm Sand der Geschichte

Aufmerksame Besucher werden womöglich feststellen, dass der Grundriss des Gebäudes den Proportionen dreier Ruinen folgt, die weiter oben auf dem Ausgrabungsgelände zu entdecken sind – eine subtile Korrespondenz, mit der eine Brücke über die Zeit geschlagen werden soll. Fremd und vertraut zugleich wirkt auch der Patio des Zentrums, bei dem die traditionelle Bauform der Araber aufgegriffen, aber künstlerisch neu interpretiert wurden. Das Ergebnis gleicht einer Mischung aus Zen-Garten und Kloster- Kreuzgang und ist in jedem Fall: ein kontemplativer Ort.

In den Kontext gestellt

Neben der Moschee-Kathedrale, der Mezquita, sind die Ruinen der Palaststadt Madinat Al-Zahra oder Medina Azahara – es gibt noch weitere gebräuchliche Schreibweisen – die bedeutendsten Monumente der Region. Früher hatte sich der Besucher am Südhang der Sierra Morena, sofern keine Führung gebucht wurde, pädagogisch etwas verlassen gefühlt. Er spazierte zwischen Grundmauern, freute sich an der Schönheit einiger Torbögen und konnte sich doch keine rechte Vorstellung vom Leben in dieser Palastanlage machen, die in kürzester Zeit, wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht, aus dem Boden gestampft worden war. Bekanntlich verschwand all die Pracht sogar noch schneller, als sie entstanden war: Nach dem Untergang im Jahr 1013 wurden die Palastruinen vom Staub der Geschichte wie von dem Sand bedeckt, der im Sommer über die heiße steppenartige Landschaft des Guadalquivir- Beckens weht.

Dank des neuen Informationszentrums kann man sich nun mit dem Kontext der Palaststadt und ihrer Ausgrabungsgeschichte vertraut machen. Die Ausstellung zeigt über 160 Fundstücke; darunter ein tierförmiges Behältnis (eine der äußerst raren figürlichen Arbeiten früher muslimischer Kunst) und eine Wallada-Kiste – ein reich verziertes Elfenbeinkästchen, das einem nicht näher bekannten Bewohner der Palaststadt gehörte.

Nach der Besichtigung des schattenlosen Grabungsfeldes sind auch die kühle Bibliothek und die Cafeteria einen Besuch wert.

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Andalusien. DuMont Bildatlas
Autor: Lothar Schmidt
ISBN: 9783770192038
Veröffentlicht: 11/2013
Seitenzahl: 118
Preis: 8,50 €


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