Inspiration CampingEine Renaissance

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Die Corona Pandemie, begonnen im Jahr 2020, hat das Verständnis von Reisen und Globalität revolutioniert. "Eingeschränkte Reisefreiheit" war ein Begriff, der vielen Weltenbummlern und Reisefreudigen Bauschmerzen bereitet hat.

 

Camping und Nahurlaub sind Trend geworden. Doch was macht diese Form des Reisens zu einem so zeitlosen Klassiker? Ein paar mögliche Antworten:

 

Der 13. Februar 2008 sollte zum Meilenstein in der australischen Geschichte werden. Mit einer öffentlichen Entschuldigung für die den Aborigines in der Vergangenheit zugefügten Gräueltaten trat der neue Premierminister Kevin Rudd seine Amtszeit an. Ein spektakulärer Auftakt für einen gesellschaftspolitischen Richtungswechsel, auf den sich kein australischer Regierungschef zuvor hatte einlassen wollen. Das Wörtchen „sorry“ hat auf dem Kontinent historische Bedeutung erhalten. Jetzt bleibt abzuwarten, welche Taten auf die Worte folgen. Denn nach wie vor leben die meisten Ureinwohner am Rand der Gesellschaft. Alkoholismus und Drogenkonsum sind ebenso verbreitet wie Armut und Arbeitslosigkeit. Laut Statistik haben Aborigines weniger Bildung, werden häufiger straffällig und sterben früher, nicht zuletzt weil ihr Gesundheitszustand erheblich schlechter ist als der in der übrigen Nation. Ein aktueller Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besagt, dass in keinem anderen wohlhabenden Industrieland indigene Volksgruppen so ernsthaft erkranken wie in Australien.

Wie das Land geschaffen wurde

Was für die Aborigines letztendlich zum Albtraum wurde, hat seine Anfänge in der „Traumzeit“ genommen. So nennen die Ureinwohner die mythologische Schöpfungsphase, in der das Leben begann und die Landschaften auf der Erde Gestalt annahmen. Zahlreiche Traumzeitgeschichten existieren, sie handeln zum Beispiel von der Regenbogenschlange, die alles Land erschuf, oder von dem Urkänguru aus Baumrinde. Sie alle wurden mündlich überliefert.

Das Zusammenleben

Die Nomadenstämme hatten weder Häuptlinge noch andere Führungsfiguren. Ihre Gesellschaftsstruktur basierte auf einem komplexen Netz von Verwandtschaftsbeziehungen, die alle Schwestern der Mutter als Mütter bezeichneten und alle Brüder des Vaters als Väter. Auch das Zusammenleben von Mann und Frau war traditionell reglementiert: Während die Männer im Jagdeifer bei Kängurus und Emus Beute machten, sammelten die Frauen Nahrung in Form von Wurzeln, Beeren, Samen oder Larven. Die Initiation der Jungen geschah in der Regel an Orten, die für Frauen tabu waren. Andererseits gab es Stätten, denen sich kein Mann nähern durfte. Dort wurden weibliche Nachkommen in kulturelle Bräuche eingewiesen und Kinder auf die Welt gebracht.

Wie weit reicht ein 'Sorry'?

Als Menschen vor 60000 Jahren (manche Forscher sprechen von 100 000 Jahren) über eine Landbrücke auf Höhe des heutigen Papua-Neuguinea die australische Landmasse erreichten, waren sie die Ersten und lange Zeit die Einzigen, da nach dem Ende der Eiszeit der angestiegene Meeresspiegel den Kontinent vom Rest der Welt isolierte. Die Bezeichnung Aborigine ist abgeleitet aus dem Lateinischen „ab origine“, von Anfang an. Beachtlich, wie sich das Naturvolk in den Trockenregionen mit den Lebensbedingungen arrangierte. Landbesitz war unbekannt, Stammesgrenzen aber wurden respektiert. Gegen den Landhunger der ab dem 18. Jh. vordringenden Europäer hatten die Ureinwohner keinerlei Chance. Sie verloren nicht nur ihre Heimat, sondern wurden rücksichtslos niedergemetzelt oder verstarben an eingeschleppten Krankheiten wie Tuberkulose.

Die Ureinwohner galten als primitiv: unnütz, faul und ohne Rechte. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Aborigines Opfer regelrechter Treibjagden, die zwar per Gesetz verboten waren, aber von großen Teilen der damaligen australischen Gesellschaft einfach so hingenommen wurden. Eine erste große Wende bescherte 1993 ein Urteil des Obersten Gerichtshofs, wonach die Aborigines als erste Bewohner des Kontinents anerkannt wurden. Rückforderungen von ureigenem Land wurden jedoch weitgehend abgewiesen. Wiedergutzumachen ist ohnehin nicht, was den Aborigines an Leid zugefügt wurde. Das gilt besonders für die sogenannte „stolen generation“ (auch: „stolen children“), an die sich die aufsehenerregende Entschuldigungrede des amtierenden Premierministers ausdrücklich richtete.

Bis 1970 hatten die Behörden um die 50000 Mädchen und Jungen, vor allem Mischlingskinder, ihren Aboriginal-Müttern entrissen, um sie in Heimen oder bei Pflegefamilien zu dienstbaren Geistern erziehen zu lassen. Die Verbrechen an der „gestohlenen Generation“ werden ungesühnt bleiben. Und vermutlich gibt es keinerlei Entschädigung für die Opfer. Denn davon war in der Ansprache Kevin Rudds keine Rede. Sorry!

Fakten

http://aboriginalart.com.au: Der direkte Weg zum Aboriginal Australia Art & Cultural Centre, Alice Springs

Buchtipp

Gerhard Leitner: Die Aborigines Australiens, München 2006

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