Besuch

ThailandBangkok

Eine Stadt, die niemals schläft ©shutterstock.com/Craig Schuler

Mit über 8 Mio. EinwohnerInnen in der Metropolregion ist Bangkok mit Abstand die größte Stadt Thailands. Bekannt für ihr pulsierendes Leben, kulturelles Erbe, kulinarischen Reichtum und schier grenzenlosen Möglichkeiten zieht die Hauptstadt seit jeher Menschen aus aller Welt an. Ein Streifzug über Marktreiben, Religion und Einwanderungskultur.

 

Mit über 8 Mio. EinwohnerInnen in der Metropolregion ist Bangkok mit Abstand die größte Stadt Thailands. Bekannt für ihr pulsierendes Leben, kulturelles Erbe, kulinarischen Reichtum und schier grenzenlosen Möglichkeiten zieht die Hauptstadt seit jeher Menschen aus aller Welt an. Ein Streifzug über Marktreiben, Religion und Einwanderungskultur.

Als einer der beliebtesten Traumstädte weltweit, durchschlängelt vom Chao Phraya, scheint das Leben hier niemals zu schlafen. Gigantische Wolkenkratzer stehen in Kontrast zu schwindenden Holzhütten, beeindruckende Tempelanlagen liegen an einem Meer von Garküchen, Restaurants und unzähligen Shopping- und Vergnügungsmöglichkeiten. Die Durchschnittstemperatur beträgt 28°C, es ist stickig, Hupen und Angebotsrufe tönen durch die vielbefahrenen Straßen, dazwischen ziehen feine Noten von Ingwer, Chilli und Gebratenem. Es ist reizend wie reizüberflutend.

Die Entstehungsgeschichte Bangkoks ist eng mit dem Chao Phraya verbunden. Der Fluss ist Lebensader und Identitätsstifter, nach dem Mekong ist er der wichtigste Strom Thailands. Vor 500 Jahren war das sogenannte Venedig des Ostens noch ein kleines Fischerdorf und wuchs bis zu den prägenden Boom-Perioden im letzten Jahrhundert eher mäßig. 1772 zur Hauptstadt und dem Regierungssitz erklärt, verzeichnete man 1880 lediglich 255.000 EinwohnerInnen, hundert Jahre sollten es fast 5 Millionen sein.

Krung Thep, das ist die traditionelle Kurzform des Stadtnamens, der ausgeschrieben 168 Buchstaben umfasst und damit der längste Name einer Hauptstadt weltweit ist. Ja, superlativ und extravagant „kann man“: es gibt weit über 10.000 Restaurants, an die 400 Wats (Tempelanlagen), lange schon vor öffentlichen Debatten 3-Geschlechter Toiletten, Thailands größten Freiluftmarkt, die größte China Town weltweit und Gerüchten zufolge liegt hier die Wiege von Red Bull. Gerade für Reisende hat sich Bangkok als Dreh-und Angelkreuz Südostasiens etabliert, vor Weiterflügen in angrenzende Staaten oder Weiterfahrten nach Nord- und Südthailand wird der einmalige Großstadtdschungel gerne per Tuk-Tuk oder mit Expressbooten von Pier zu Pier erkundet. Ob für Tage oder Wochen – zu sehen gibt es genug.

 

So ist trotz der vielen klimatisierten Shoppingmalls ein Besuch auf dem Chatuchak-Wochenendmarkt nahezu obligatorisch. Seit 1980 hat das als Flohmarkt begonnene Einkaufsparadies seinen festen Sitz nun im Bezirk Chatuchak, direkt gegenüber des Northern Bus Terminals. Auf über 100.000 m2 ist es eine pralle wie sinnliche Erfahrung des Alltagslebens und für TouristInnen ein wahres Mekka, um günstige Andenken zu erstehen. Angeboten werden Kunsthandwerk, schrilles Plastikspielzeug, Antiquitäten, Kissenbezüge aus Seide, kopierte CD´s und DVDs. Dazwischen findet man Singvögel, Bonsaibäume, Opiumpfeifen und zur Stärkung frittierte Heuschrecken oder knallbuntes Softeis. Obwohl man durchaus Gefahr laufen kann sich in dem Warenlabyrinth zu verirren, folgt der Aufbau einer gegliederten Ordnung. An vielen Ecken werden Übersichtspläne ausgehändigt und der Uhrenturm in der Mitte des Marktes ist ideal für die Orientierung. Vorsicht heißt es jedoch vor geschickten Tagesdieben und „Schlitzern“, Taschen sollten in dem brodelnden Chaos aus bis zu 200.000 Menschen stets vorne getragen werden.

 

Weit weg von Straßenlärm und Verkehrschaos liegt hingegen der Wat Phra Kaeo, der Tempel des Smaragd-Buddhas. Das spirituelle Herz der Stadt ist Teil des Areals des alten Königspalastes und entführt in ein märchenhaftes Reich aus goldenem Glanz, kunstvollen Wandbemalungen, Perlmutt und wundersamen Geschichten. BesucherInnen betreten den heiligen Ort meist über das Tor des wunderbaren Sieges (Visechaisri-Tor), Zentrum des Geschehens ist der Bot. Das auch als Temple of Emerald Buddha bezeichnete Heiligtum beherbergt die namensgebende Reliquie des Wats. Die rund 66cm große Buddha Statue ist die heiligste des Landes und wurde vor rund 500 Jahren im nördlichen Chiang Rai entdeckt. Über Umwege gelangte sie schließlich nach Bangkok, wo König Rama I. 1782 ihr zu Ehren den Tempel erbauen ließ. Bestehend aus leuchtend grünem Nephrit, einer speziellen Jadeart, trägt sie ein besonderes Gewand, das dreimal jährlich in einer großen Zeremonie gewechselt wird. Der religiöse Komplex verschmilzt mit dem Grand Palace, der mittlerweile nur noch Darstellungscharakter hat, da die königliche Familie ihren Sitz nach Dusit, im Norden Bangkoks, verlegt hat.

 

Von royal-buddhistisch zu konfuzianisch und taoistisch. Bevor das überschwemmungssichere Areal des heutigen Wat Phra Kaeo und Grand Palace 1782 zur Residenz von König Rama I. wurde, lebten dort chinesische Einwanderer. Im Zuge der In-Besitznahme, wurden die enteigneten Fremden in ein damals relativ unbewohntes Gebiet außerhalb der Stadtgrenzen wieder angesiedelt. Doch der damals als Sampeng bekannte Stadtteil entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert rasch zum Handelszentrum ganz Bangkoks. Heute haben sich die Wirtschaftshotspots zwar an andere Orte verlagert, doch hat sich hier unangefochten das kulturelle Zentrum der chinesisch stämmigen Bevölkerung etabliert. Bangkoks China Town markiert einen deutlichen Kontrast zur restlichen Stadtkultur. Zwischen Goldgeschäften, exotischen Apotheken, Modeschmuck und schmalen Marktgassen, werden Hühner gerupft, chinesische Heilkräuter angeboten und gerade noch lebendiger Fisch aus Plastikschalen verzehrt. In der von Räucherstäbchen durchzogenen Luft, lohnt sich ein Blick auf die unscheinbare historische Architektur und ein Besuch der ein oder anderen Tempelanlage. So leben im Wat Chakkrawat heimatlose Krokodile, im Leng Noei Yee Temple verschmelzen Zukunftsprognosen, mit Musiktheater und vielfältiger Gläubigkeit.

Ob man die großen Sehenswürdigkeiten besucht oder sich planlos durch die Straßen und Viertel treiben lässt: Ein Aufenthalt in Bangkok trägt die Garantie für Ungewohntes und ist stets einmalig.


Autorin: Lea Katharina Nagel

 

Nach oben