Reportage

UsbekistanTraum der Seidenstraße

Leuchtend blaue Mosaike sind im ganzen Land allgegenwärtig ©shutterstock.com/Piu_Piu

Noch heute beschwört Usbekistan den Zauber des Orients herauf. Leuchtende blaue Kuppeln, überdachte bunte Basare und eine einzigartige Kultur, halten jedes noch so wunderbare Versprechen. 

 

Das zentralasiatische Land beherbergt heute rund 35 Mio. Menschen, die sich über eine Fläche von rund 450.000 km2 in großen Städten, winzigen Siedlungen und das freie Land verteilen. Die usbekische Kultur rangiert seit jeher an der Grenze zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit, wobei heutzutage letzteres deutlich überwiegt.

Bekannt für seine antiken Handelsstätten auf den Routen der alten Seidenstraßen, tönen Namen von Königen, Großwesiren und Oasenstädten verheißungsvoll in westlichen Ohren.

Landschaftlich mag es auf den ersten Blick etwas monoton anmuten. Ein Großteil nehmen Wüsten und Halbwüsten ein, circa 20% entfallen auf massive Gebirgsketten. Auch Teile des einst zu den weltweit größten Binnengewässern zählenden Aralseesbefinden sich auf dem Gebiet. Der durch starke Austrocknung bedrohte See liegt ganz im Norden, an der Grenze zu Kasachstan.

Ein Großteil der UsbekInnen gehört dem Islam an, wobei er weniger strikt und mehr säkular gelebt wird als man es von anderen muslimisch geprägten Ländern kennt. Nicht zuletzt ist für die „Alltagsfrömmigkeit“ die sowjetische Geschichte verantwortlich. Bis zum 20. Juni 1991 war Usbekistan Teil der UdSSR. Neben den monumentalen historischen Anlagen mit leuchtenden Keramikfliesen, begegnen BesucherInnen so auch Relikte dieser politischen Periode regelmäßig. Spiegelbild ist die Architektur der Hauptstadt Taschkent - bis heute eine Mischung aus Sozialismus, modernen Glasbauten und orientalischem Flair.

 

An den Ausläufern des Tian-Shan Massivs gelegen, charakterisiert sich die Metropole genau durch dieses eigentümliche Potpourri der Geschichte. Hier starten auch die meisten Touren, denn Taschkent eignet sich hervorragend für ein Ankommen. Neben organisatorischen Erledigungen wie Zug-oder Flugticketkäufen, bietet die belebte Restaurantszene ausreichend Platz für Planungen wie Genuss. Auf den ersten Blick nicht spektakulär anmutend, gibt es auch hier wirklich sehenswerte Orte: Dazu zählt der weitläufige Amir-Timur-Platz wie das gleichnamige Museum: Letzteres ist eine lohnenswerte Einführung in die timuridische Kultur und Architektur, die einem an vielen Stellen Usbekistans begegnen wird. Auch der mittelalterliche Hast-Imam Komplex wie auch der Chorsu-Basar zählen zu gefragten Zielen.

Grundsätzlich sollte man mindestens 2-3 Wochen einplanen, um ein umfängliches Bild zu bekommen.  Doch unabhängig von der Dauer, oder ob man sich für eine Individual-oder Gruppenreise entscheidet: Zwei Highlights werden selten ausgelassen: Das sind die alten Stätten Buchara und Samarkand.

 

Buchara

 

Buchara war einst Hochburg der islamischen Kultur und eine wichtige religiöse Lehrstätte. Früher einmal Hauptstadt, blickt sie auf eine über 2000jährige Geschichte zurück. BesucherInnen zieht es insbesondere in die verkehrsfreie Altstadt, die aufgrund ihrer Kompaktheit zu Fuß erkundbar ist . In ganz Zentralasien gibt es nur wenige solcher gut erhaltener mittelalterlichen Städte, seit 1993 ist sie UNESCO Weltkulturerbe.

Einer der wichtigtigsten Sehenswürdigkeiten ist der Labi Chaus. Der Gebäudekomplex mit einem dominierenden Wasserbecken (»Chaus«) wurde 1620 von dem damaligen Großwesir Nadir Divan Beg angelegt und sicherte die Wasserversorgung der umher wohnenden Bevölkerung. Das älteste Gebäude am Platz ist die Kukeldasch-Medrese. Sie stammt bereits aus dem Jahr 1568 und wurde circa 250 Jahre lang in ihrer Funktion als islamische Lehranstalt genutzt. Weitere Gebäude am Platz sind die Ruinen der Pilgerunterkunft (Chanaka) und einer Karawanserei – Infrastruktur, die Bucharas Bedeutung als Handelsstop erzählt. Davon abgesehen, lässt es sich hier wunderbar einkaufen. Kleine Läden, überdachte Basare, StraßenhändlerInnen und Souvenirstände lassen die Herzen der internationalen BesucherInnen höher schlagen.

 

Samarkand

 

Samarkand ist wie auch Buchara ein bedeutendes Handelszentrum gewesen. Heute ist sie zweitgrößte Stadt des Landes und ein wichtiger Universitätssitz. Hier vereint sich glorreiche Vergangenheit mit kultureller Moderne. Immer wieder mischen sich Bauchwerke aus der sowjetischen Zeit zwischen die antiken Schauplätze. Seit 2001 zählt sie zum UNESCO Weltkulturerbe.

Bedeutsam sind insbesondere die Bauten aus der timuridischen Tradition, deren Architektur sich durch Glanz und Imposanz auszeichnet. Durch Bauchwerke wie die drei Mausoleen Gur-e-Amir, Ruchabad und Ak Sarai wird die repräsentative, herrschaftliche Funktion deutlich. Man wollte der Welt zeigen, wer man ist. Hier lässt sich gut nachvollziehen, wie auch neue Technologien ihren Weg in die Gestaltung fanden. So wurde beispielsweise Pappmache dazu verwendet, Torbögen dreidimensionaler wirken zu lassen. Auch die farbige Gestaltung der Mosaike, für die Usbekistan weltweit bekannt ist, kann der timuridischen Baukunst angerechnet werden. Dadurch wurde es erstmals möglich sehr detailgetreu und fein zu arbeiten.

Einen Wechsel in das heutige Leben ermöglicht ein Spaziergang auf der stadtbekannten Prachtstraße, der Tashkent Road. Auch nach Sonnenuntergang boomt hier das Leben. Die Flaniermeile per excellence ist auch nach Sonnenuntergang ein betriebsamer Treffpunkt von Einheimischen und TourIstinnen. Mit einem Softeis in der Hand, schlängelt man sich durch volle Einkaufstüten, duftenden Straßensnacks und RollschuhfahrerInnen hindurch.

 

Buchara und Samarkand sind nur zwei ausgewählte Beispiele. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere lohnenswerte Ziele. Reiserouten gilt es deshalb sorgsam und ganz nach den eigenen Bedürfnissen zu planen. Denn auch die Oasenstadt Chiwa, das östliche Fergana-Tal oder die »final frontier« Termez, ganz im Süden, sind nicht minder beeindruckend. Usbekistan ist ein Land, dessen kulturellen und landschaftlichen Reichtümer nur durch die offene Gastfreundschaft der neugierigen UsbekInnen in den Schatten gestellt wird.

 

Autorin: Lea Katharina Nagel 

 

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