Reportage

NachhaltigkeitHoffnung unter Wasser: Die Erfolgsgeschichte der Korallenrestauration auf den Malediven

Die Korallenriffe der Malediven sind nicht nur Unterwasser von existenzieller Bedeutung ©shutterstock.com/Jag_cz

David Attenborough: "Meiner Meinung nach ist die Natur die wahrhaftigste Quelle der Begeisterung, der ästhetischen Schönheit und des geistigen Reizes. Sie ist der Grundpfeiler dessen, was das Leben wirklich lebenswert macht." (aus dem Engl.)

 

Klimawandel: Eine Bedrohung für das Paradies

 

Die Malediven, das Archipel im Indischen Ozean, das für seine paradiesischen Atolle und lebendigen Korallenriffe bekannt ist, steht vor einer existenziellen Bedrohung durch den Klimawandel: 2016 bilanzierte ein Expertenteam, dass mehr als 60% der beheimateten Korallenriffe bereits unter schweren Bleichereignissen gelitten haben, stellenweise seien es sogar 90% – ein direktes Ergebnis steigender Meerestemperaturen. Die sonst durch ihre Farbpracht beeindruckenden Lebewesen verlieren dadurch an Farbe, Vitalität und weisen ein stark erhöhtes Sterberisiko auf. Tote und schwache Riffe können dann nicht mehr als Lebensraum für andere Fische oder Meerestiere dienen, das sensible Ökosystem und die lokale Biodiversität sind bedroht und ihre Funktion als natürliche Barriere gegen Sturmwellen der Küstengebiete geht verloren.

 

Reefscapers: Pioniere der Korallenrestauration

 

Aber es gibt Hoffnung, und diese findet sich in innovativen Bemühungen von Projekten wie Reefscapers, das mit Hingabe und wissenschaftlichem Know-How den Kampf gegen die Zerstörung der Riffe aufgenommen haben. Gleichzeitig erwacht auf den Malediven ein neues Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus, das eng mit dem Schicksal der Korallenriffe verknüpft ist.

 

Denn hier, an den immer weißen Stränden mit kristallklarem türkisfarbenem Wasser, wo der Tourismus eine der wichtigsten Einkommensquellen darstellt, hat der Klimawandel nicht nur ökologische, sondern auch massive wirtschaftliche und damit soziale Auswirkungen – die Schönheit der Unterwasserwelt zieht jährlich Tausende von Tauchern und Schnorchlern an. Doch dieses Ökosystem, das einerseits so entscheidend für die Attraktivität der Malediven ist und anderseits Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung ist, steht auf dem Spiel. Hier setzen Organisationen wie Reefscapers an, die nicht nur den Umweltschutz im Blick haben, sondern auch die nachhaltige Entwicklung des Tourismus.

 

Reefscapers' Weg begann im Jahr 2000, als der Franzose Thomas Le Berre zusammen mit seiner maledivischen Frau Marie Saleem Seamarc gründete, um Umweltaudits in den Malediven durchzuführen. Beide teilten eine tiefe Leidenschaft für den marinen Lebensraum und erkannten schnell die dringende Notwendigkeit, im Bereich des Korallenschutzes aktiv zu werden. 2006 markierte einen Wendepunkt in ihrer Mission, als sie mit der Luxushotel- und Resortkette Four Seasons eine Partnerschaft eingingen, um auf den Inseln Landaa Giraavaru und Kuda Huraa Korallenvermehrungsprogramme zu starten. Diese Initiative führte schließlich zur Umbenennung von Seamarc in Reefscapers, was die zunehmende Fokussierung auf die Korallenrestauration unterstrich. Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Geschichte von Reefscapers wurde 2020 erreicht, als das Team in Kooperation mit dem Sheraton Maldives und der maledivischen Regierung in zwei Monaten unablässiger Arbeit die vermutlich größte künstliche Korallenstruktur in den Malediven schuf.

 

Möglich gemacht durch eine innovative Korallenrahmentechnik, die von Gründer Le Berre entwickelt wurde, ist es aktuell einer der leuchtenden Beispiele für die Verbindung von Umweltschutz und Tourismus in dem Urlaubsdomizil. Die bislang über 8.000 platzierten Korallenrahmen dienen nicht nur der Wiederherstellung der Riffe, sondern sind auch ein Anziehungspunkt für umweltbewusste Touristen. Die Organisation und Resorts, die sich an den Bemühungen zur Rettung der Korallenriffe beteiligen, bieten Gästen die Möglichkeit, sich direkt an Umweltschutzprojekten zu beteiligen – die Aktivitäten reichen von der Adoption einer Koralle, über die Finanzierung eines Korallenrahmens bis hin zu Bildungsprogrammen, um das empfindliche Gleichgewicht des Meeresökosystems Touristen und Einheimischen zu vermitteln.

 

Regierungsinitiativen: Schritte Richtung Nachhaltigkeit

 

Auch die Regierung der Malediven erkennt die Bedeutung von nachhaltigem Tourismus für das Land an und hat in den letzten Jahren verstärkt Maßnahmen ergriffen, um den Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu fördern. Dazu zählt die Unterzeichnung des Global Cooling Pledge  auf der auf der UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai – einer Initiative zur Förderung energieeffizienter und nachhaltiger Kühlmethoden. Zudem hat sie hohe Einfuhrzölle auf Plastiktaschen eingeführt und eine Öko-Abgabe pro Nacht und Gast zur Finanzierung von Umweltschutzprojekten etabliert. Im Rahmen dieser Bemühungen wurde auch ein umfassendes gesetzliches Verbot von Plastikflaschen und Einwegkunststoffen bis 2025 durchgesetzt, um die weitreichende Meeresverschmutzung durch Abfälle zu bekämpfen. Darüber hinaus ist das Ziel, das Land bis 2030 kohlenstoffneutral zu gestalten, ein entscheidender Bestandteil der staatlichen Umweltstrategie.

 

Blick in die Zukunft: Nachhaltigkeit und Tourismus

 

Die Erfolgsgeschichte von Reefscapers und die zunehmende Integration von Umweltschutzmaßnahmen in den Tourismussektor sind ein Hoffnungsschimmer für das Überleben der Malediven. Als das flachste Land der Erde und einer Lage der rund 1200 Inseln nur knapp über dem Meeresspiegel - mit der höchsten Erhebung von 2,4m - ist nicht nur die Unterwasserwelt gefährdet. Durch die Zunahme von klimabedingten Stürmen und Sturmfluten und der Konfrontation mit Phänomenen wie El Niño ist das Archipel laufend bedroht, was die wellenbrechende Schutzfunktion der Korallenriffe umso wichtiger werden lässt. Die Malediven zählen im asiatischen Raum zu den Vorreitern für einen Tourismus, der nachhaltig, kreativ und bewusstseinsbildend ist.


Autorin: Lea Katharina Nagel

 

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