Reportage

DubaiDirham um Dirham

Traditionell & Modern: Das Handeln auf Dubais Märkten ©shutterstock.com/Curioso.Photography

Auf Dubais traditionellen Märkten, den Souqs, gilt es bis heute mit Leidenschaft zu handeln. Das Spiel um den Dirham ist eine wunderbare Gelegenheit, Kultur, Menschen und Orten näher zu kommen.

 

Für die einen ist es ein Ort von exorbitantem Luxus, Verschwendungssucht und Ausbeutung. Für andere ist es ein visionärer Platz von Pioniergeist, Guiness World Rekorden und Beduinen-Charme. 

Dubai beeindruckte die Welt mit Höchstleistungen, hier ruht der größte und schwerste Goldring der Welt, der Star of Taiba, man baute das höchste Gebäude der Welt, den Burj Khalifa und den tiefsten Swimmingpool der Welt, den Deep Dive Dubai. Rund 3.5 Millionen Menschen leben in der Region, sie zählt zu den meist besuchtesten Städten weltweit und ist Austragungsort der UN-Klimakonferenz 2023. Von positiven und negativen Schlagzeilen umgeben, blickt die stetig wachsende Metropole am Persischen Golf auf eine junge und vergleichsweise bescheidene Vergangenheit zurück.

Sie beginnt vor rund 200 Jahren am Ras al Khor, dem sog. Creek, als sich Perlentaucher und Fischer an dem 14km langen Flussarm niederließen. Noch heute teilt er die Stadt in die Bezirke Bur Dubai und Deira. 1833 zogen 800 Mitglieder der Familie Al Maktoum, zugehörig zu dem sog. Bani Yas Clan auf das Gebiet und ihre Herrschaft - die bis heute anhält - begann. Seit jeher wird Dubai politisch und gesellschaftlich wie ein Unternehmen geführt. Der Handel, internationale Beziehungen und Waren bestimmen das Verhalten auf der Weltenbühne und sind vor Ort stark spürbar.

Buy, lautet der O-Ton Dubais. Ob in den riesigen Shoppingmalls entlang der Sheik Zayed Road, in kleinen Souvenirläden oder bei StraßenverkäuferInnen - Das Angebot ist gigantisch und beeindruckend.Eine erfrischende Sonderrolle nehmen dabei Souqs ein. Die traditionellen Märkte der arabischen Welt findet man auch in Marokko, Ägypten oder dem Iran. Einerseits unterscheidet sich ihr Warenangebot von dem herkömmlicher Geschäfte, andererseits ist es  das Handelsverhalten, welches für EuropäerInnen ungewohnt wie erlebnisreich ist. Feststehende Preise gibt es nur selten, üblich ist, den tatsächlichen Preis in einer kleinen informellen Verhandlung zu bestimmen. Beide Seiten wissen dies implizit.

Man könnte auch sagen: Es wird mit Inbrunst gefeilscht. Bis heute ist es unerlässlicher Bestandteil eines Kaufes auf den Märkten, das gilt für TouristInnen wie Einheimische und sollte überlegt geschehen. Ähnlich eines Spieles, kann man eine gewisse Taktik oder Strategie verfolgen, sich an „Spielregeln“ orientieren und das Gegenüber nicht als VerkäuferIn sondern Spielpartner begreifen.

 

Verhaltensweise:

 

  • Nur Handeln, wenn tatsächlich Interesse an einem Kauf besteht.
  • Vorab überlegen, wieviel maximal gezahlt werden möchte.
  • Als Richtschnur gilt es zunächst in etwa den halben Preis zu fordern.
  • Stets Entschlossenheit demonstrieren, bei einem sehr unbeweglichen Gegenüber kann man erst einmal weiter gehen.
  • VerkäuferInnen sollten nicht geknebelt werden, zu starke Verbissenheit oder Preisdrücken gilt als unangebracht.
  • Das Wichtigste ist Freundlichkeit, Respekt, eine Prise Charme und Leichtigkeit zu zeigen.

 

Die zwei wichtigsten Souqs Dubais entfalten sich entlang des Creeks, es sind der Bur Dubai Old Souq und der Deira Old Souq. Letzterer ist wesentlich größer und bekannter, da zu ihm der Gewürz-Souq und der sich mit über 400 Geschäften ausbreitende Gold Souq gehören. Da der Goldpreis sich aus Angebot und Nachfrage ergibt und von größeren Institutionen wie den Zentralbanken abhängig ist, wird hier in der Regel nicht gehandelt.

Souqs sind Orte der Versammlung, sozialer Interaktion und des Erlebens. Auch wenn Dubai sich als High-Tech Metropole Vorwürfen mangelnder Authentizität gegenübergestellt sieht: Die Souqs und das Handeln relativieren vieles. Übrigens tut man „nichts Gutes“, wenn man darauf verzichtet:  HändlerInnen werden so in den Zwiespalt gebracht, dass sie noch mehr hätten verlangen können und man selbst kann sich ernüchternde Momente ersparen, wenn das Gekaufte am Nachbarstand um die Hälfte angeboten wird. Wie man wieder herausgeht? In Sha`allah!


Autorin: Lea Katharina Nagel

 

Nach oben