Ressource WasserWasser und die Welt

Laufende Wasserhähne vor dem Versiegen ©Mark Fisher/Shutterstock

Nach dem Einkauf die Hände waschen, gerade in Zeiten der Pandemie: Wichtig. Trinken, wichtig. Alltägliche Selbstverständlichkeiten. Wir sind uns hier und da bewusst wie kostbar Wasser ist. Die Lebensnotwendigkeit und der tatsächliche Wert wohl schon seltener. Das moderne Industriezeitalter macht einen wertschätzenden Umgang nicht immer leicht.

Es ist diese Ressource, die WissenschaftlerInnen, AktivistInnen, MenschenrechtlerInnen und JournalistInnen weltweit große Sorge bereitet. Mag es für uns eine Selbstverständlichkeit sein, so ist es in anderen Regionen der Welt die Schwelle zwischen Leben und Tod.

 

Ein Bild gewinnen: Wasser und Zahlen

Rund 70% der Erdoberfläche bestehen aus Wasser. Doch nur etwa 2,5% davon ist Süßwasser, also direkt nutzbar. Nicht nur die gigantischen Ozeane dieser Welt beheimaten große Massen. Ein nicht vernachlässigbarer Teil ist in Gletschern und polaren Eiskappen gebunden.

785 Millionen Menschen auf der Erde fehlt die Basisversorgung mit Trinkwasser. 2.2 Milliarden Menschen auf der Erde leben ohne Zugang zu gesicherten Wasserressourcen. Das ist fast jede dritte Person auf dieser Welt. 4 Milliarden Menschen leben in Ländern, die zumindest einen Monat im Jahr unter erheblicher Wasserknappheit leiden. In Anbetracht von klimatischen Veränderungen und zunehmenden Wetterextremen: Tendenz steigend. Ein gleich verteiltes Problem? Mitnichten. 90% der Zahlen beziehen sich auf Asien und die Subsahara Region.

1.6 Milliarden Menschen sind von sogenannter wirtschaftlicher Wasserknappheit betroffen. Das bedeutet: Grundsätzlich wäre genug Wasser für eine Versorgung vorhanden, es fehlt die Infrastruktur.

Vor fast genau 11 Jahren, am 28. Juli 2010 erkannte die Generalversammlung der Vereinten Nationen (Resolution 64/292) Wasser als Menschenrechtan. Was dabei häufig vergessen wird: Viele Staaten möchten dieses Recht umsetzen, doch es fehlt schlicht an Geld, Know How und anderen wesentlichen Ressourcen. Industrieländer haben es leichter solche Vereinbarungen zu treffen.

Auf Landwirtschaft, Viehzucht und Aquakultur entfallen 69% der weltweiten Wasserentnahmen. In sogenannten Entwicklungsländern liegt diese Rate bei bis zu 95%. Das bedeutet: Nur 5% (!) des verfügbaren Wassers steht für die dort lebende Bevölkerung zur Verfügung.

Der tägliche Mindestbedarf an Wasser pro Person liegt laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei 50-100 Litern. Wohlgemerkt ohne Industrie und das ist wichtig: Denn allein für ein verzehrfertiges Kilogramm Rindfleisch werden über 15.000 Liter Wasser benötigt.

 

Das Bild verstehen:

Zahlen sind wichtig. Sie verschaffen uns einen Eindruck von der Realität. Aber es bleibt ein Eindruck. Die Komplexität dieses Themas ist gigantisch und kann nicht in ein paar Absätzen abgebildet werden. Wir haben das Wissen und schlichte Tatsachen. Wir haben das Wissen, dass täglich viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch die Folgen dieser Problematik sterben.

Studienergebnisse und Forschungen sind erschreckend. Sie deuten alle mit drei roten Ausrufezeichen darauf hin, dass wir mit unserem heutigen Verständnis von Wasser und Wasserverbrauch, mit unseren Lebens- und Konsummustern den Weg für zukünftige Krisen ebnen.  Es ist an den wohlhabenden Staaten dieser Erde gelegen, Verantwortung zu übernehmen. Denn mit trockenen Kehlen kann man nicht schreien. Das Thema Privatisierung von Wasser hat erst begonnen.

Licht am Horizont: Es passiert viel Positives. Große Bürgerinitiativen wie right2water, die weltweite UNICEF Kampagne „Wasser wirkt“. Wachsende Initiativen wie Viva con Agua, Startups, und kreative Lösungen wie eine Kreuzung aus NGO & Cafe zum Wohle einer global gerechteren Wasserversorgung.

Der griechische Philosoph und Mathematiker Thales von Milet soll einst gesagt haben: „Das Prinzip aller Dinge ist Wasser. Aus Wasser ist allesund in Wasser kehrt alles zurück.“

Der Mensch besteht zu 60-70% aus Wasser. Wasser ist Menschlichkeit.

 

Autorin: Lea Katharina Nagel

 

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