"Die durchschnittliche Erfahrung eines Touristen in Venedig ist meiner Meinung nach ein Alptraum geworden, brutal hässlich." sagt der US-Blogger und Autor Steven Varni gegenüber DPA. Kein Wunder: Kamen früher auf einen Stadtführer rund ein Dutzend Besucher, sind es jetzt etwa 100 auf einmal. Viele der Einwohner Venedigs haben die Stadt bereits verlassen, da der Tourismus das Leben verteuert und andere Arbeitsplätze kaum noch zu finden sind.
Der neue Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, bringt nun eine Idee ins Spiel, die nicht ganz neu, aber auch nicht unumstritten ist: Die Zahl der Touristen an Hotspots der Stadt, wie dem Markusplatz, soll eingeschränkt werden. "Wir wollen den Druck von manchen Gegenden im historischen Zentrum nehmen", erklärt Brugnaro. Zum Einsatz soll dabei ein spezielles Buchungssystem kommen.
Einheimischen, Hotelgästen und Pendlern wird unter gewissen Voraussetzungen uneingeschränkter Zutritt gewährt. Tagestouristen dagegen müssten vorher einen Besuch buchen. Ob dieser dann kostenpflichtig ist, steht allerdings noch nicht fest. Auch für die Wasserbusse, die Vaporetti, plant Brugnaro eine Neuerung: Mit Extra-Schlangen sollen die Einwohner Venedigs Priorität beim Betreten der Schiffe haben. "Mein Ziel ist es, Venedig ein bisschen normaler zu machen." so die Begründung des Bürgermeisters.
Ob sich Luigi Brugnaro mit dieser Idee durchsetzen kann, wird sich noch zeigen. Erste Kritik übte bereits der Kulturminister Italiens, Dario Franceschini, der diese Ideen für die falsche Methode hält. Tickets für das historische Zentrum würden den Eindruck einer "geschlossenen Stadt hinterlassen".
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Von Johannes Streng / dpa